Rezension

Verwirrung durch permanenten Zeitenwechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Sarahs Schlüssel - Tatiana de Rosnay

Sarahs Schlüssel
von Tatiana de Rosnay

Bewertet mit 4 Sternen

Alles in allem war das Hörbuch ein Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte, aber ich musste mehrfach ansetzen und hatte Schwierigkeiten mit den Namen (Verwechslung von Vater Eduard und Sohn Bernard), was vermutlich auch an der Form des Mediums lag. Beim Lesen des Buches hätte ich blättern und die Namen schon anhand der Buchstaben auseinander halten können.

Es geht um die amerikanische Journalistin Julia, die mit Mann und Kind in Paris lebt und 2002 für ihre amerikanische Zeitung anlässlich des Jahrestages über die Deportation der Juden zum KZ Ausschwitz (1942) recherchieren soll. Dabei findet sie heraus, dass in der Wohnung ihrer Schwiegereltern damals Juden gelebt haben und geht der Geschichte auf den Grund. Sie findet heraus, dass in der Wohnung eine Familie mit zwei kleinen Kindern gelebt hat und die zehnjährige Sarah ihren dreijährigen Bruder im Wandschrank zurückgelassen hat, als sie zur Deportation abgeholt wurden. Bei ihren Nachforschungen begegnet Julia nicht nur wohlmeinenden und an der Geschichte ihrer Vorfahren interessierten Menschen.

Während Julia sich in ihre Arbeit stürzt, geht es in ihrem eigenen Leben den Bach hinunter und sie verliert sich in der Vergangenheit.

Der ständige Wechsel zwischen der Rahmenhandlung von Julia und der Geschichte der Jüdin Sarah bringt einen über kurz oder lang aus dem Konzept. Vor allem, da für mich die Geschichte neu war, dass die Deutschen einen so großen Einfluss auf die Pariser Polizei ausüben konnten. Die Schilderung des Eingesperrtseins im Radstation Velodrom d'Hiver fand ich besonders bedrückend, wurde doch das Vertrauen der jüdischen Franzosen in ihre (Schutz-)Polizei zutiefst verletzt.

Wer sich mit dem dritten Reich beschäftigt und geschichtlich an dieser Zeit interessiert ist, sollte "Sarahs Schlüssel" auf jeden Fall lesen, aber nicht unbedingt hören.