Rezension

Vetraue niemand

Meinetwegen -

Meinetwegen
von Dagmar Schifferli

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Bericht aus der Jugendpsychiatrie: Die 17-jährige Katharina befindet sich derzeit in der geschlossenen Einrichtung. Einmal wöchentlich hat sie einen Termin bei ihrem Psychiater. Von Anfang an gibt Katharina den Ton an. Der Arzt darf sie nichts fragen, sich nicht einmal räuspern.

„Meinetwegen“ ist ein kleines Kammerspiel, die handelnden Personen eine junge Frau, die in der Psychiatrie ist und ihr behandelnder Arzt. Die schweizerische Schriftstellerin Dagmar Schifferli schürt von Anfang an den Argwohn gegen ihre Protagonistin. Ist Katharina, bei all dem was sie ihrem Arzt erzählt, zu trauen. Und zu erzählen hat Katharina sehr viel. Von ihrer Kindheit, der kranken Mutter, der „Pflegetante“, dem sehr schwierigen Verhältnis zum Vater.

Angesiedelt ist die Geschichte in den 1970er Jahren in Zürich. Kleine Zeitanker lassen Katharinas Geschichte authentisch wirken. Lange ist man auch im Unklaren, warum Katharina überhaupt in der Anstalt ist.

„Ich möchte, dass Sie alles erfahren. Ob es die Wahrheit ist, müssen Sie selbst entscheiden.“

Dieser kurze Roman bietet viel Raum für Spekulation und Interpretation. Mitleid für und Abscheu gegen die Erzählerin halten sich die Waage. Das ist gut gemacht und doch wünscht sich die Leserin ein eindeutiges und nicht offenes Ende.

Dass der Roman eigentlich eine Fortsetzung ist zum Roman „Wegen Wersai“, der von der Kindheit Katharinas handelt, habe ich erst nach der Lektüre von „Meinetwegen“ festgestellt.

Mein Fazit: Vertraue niemand, nicht der Erzählerin, nicht dem Klappentext und lies die Bücher in der richtigen Reihenfolge.