Rezension

Viel Liebesgedöns

Das Leben, ein großer Rausch -

Das Leben, ein großer Rausch
von Helene Sommerfeld

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dies ist der zweite Band um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die zu Beginn der 1920er Jahre aus Hildesheim nach Berlin gekommen ist und dort als Polizeiärztin arbeitet. Ihre Hauptaufgabe dabei ist es festgenommene Prostituierte zu untersuchen und sich bei Gewaltverbrechen um die weibleichen Opfer und Täterinnen zu kümmern. Sie liebt den Kommissar Kuno Mehring, kann sich aber anfangs nicht zu einer Ehe entschließen, weil ihr Mann noch nicht lange tot ist. Als sie die Chance bekommt eine eigene Frauenarztpraxis zu eröffnen, greift sie zu und versucht den Frauen zu helfen. Dabei eckt sie oft an.

Als Sidekick wird die Geschichte von Celia erzählt, die die Geliebte eines sehr reichen Mannes wird, aber gern ihre Selbständigkeit behalten und Ärztin werden will. Wie kann sie die Ehe mit ihrem Berufswunsch vereinbaren?

Ich hatte andere Erwartungen an das Buch, deshalb bin ich etwas enttäuscht. Kriminalfälle spielen im Leben von Magda nur eine Nebenrolle, auch ein Messeranschlag wird nur am Rande aufgeklärt. Statt dessen geht es um viel Liebesgedöns, um Verhältnisse, private Krisen... Das war mich einfach zu viel des Guten.

Positiv war der geschichtliche Hintergrund nach dem 1. Weltkrieg, die rasch fortschreitende Inflation, das Elend der einfachen Menschen, das große Leid und die Abhängigkeit der Frauen mit wenigen Wahlmöglichkeiten. Im Gegensatz dazu stand das opulente Leben der reichen Menschen, die sich jeden Luxus leisten können, ihre Angestellten oft ausbeuten und sich keine Gedanken um andere machen. Auch die Politik spielt im Hintergrund eine Rolle, der Mord an Walter Rathenau, das Erstarken der Nazis, die Unterstützung der Industrie für Hitler...

Das Buch hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Das Privatleben der Figuren ist für meinen Geschmack zu sehr ausgebreitet, Spannung kommt nicht auf. Und besonders hat mich der Cliffhanger am Ende gestört. Dadurch habe ich immer den Eindruck ich solle zum Kauf des nächsten Bandes genötigt werden.