Rezension

Violan

Never Too Close - Morgane Moncomble

Never Too Close
von Morgane Moncomble

Bewertet mit 4 Sternen

Never too Close – Inhalt

Violette und Loan sind seit einem Jahr beste Freunde und quasi unzertrennlich. Sie teilen sich eine Wohnung, manchmal eine Zahnbürste und ab und zu auch mal das Bett – allerdings rein platonisch. Bis Violette Clément kennenlernt und beschließt, dass sie ihr erstes Mal nur mit jemandem haben will, dem sie wirklich vertraut: Vorzugsweise mit ihrem besten Freund. Anfangs ist Loan davon gar nicht begeistert, aber er gibt nach – schließlich ist es nur dieses eine Mal…

 

Meine Meinung

Zugegeben, ich bin nicht mehr der größte Fan des New Adult Genres - vor allem die Liebesgeschichten sind meistens gespickt mit unnötigem Drama, überspitzten Charakteren und gestellten Dialogen, mit denen ich mich nicht mehr anfreunden kann. Trotzdem hat mich Never too Close interessiert: Zum ersten Mal seit einigen Jahren ist es ein Buch, das ich lese und das nicht im Original deutsch- oder englischsprachig ist. Und obwohl ich meine Zweifel hatte, wurde ich dieses Mal nicht enttäuscht!

Morgane Moncomble lässt ihren Roman durchgehend von Violette erzählen, einer leicht verrückten, impulsiven und witzigen Modestudentin aus Paris. Genauso wie Violette ist, ist auch der Schreibstil: authentisch, leicht und mit einigen witzigen Einschüben und Anmerkungen, die Violette sich gedanklich nicht verkneifen kann. Es ist kein überwältigender Stil mit vielen großartigen Metaphern, aber das hat das Buch auch nicht nötig. Stattdessen merkt man den Spaß, den die Autorin beim Schreiben hatte und durch dieses leichte Flair entsteht eine ganz besondere Atmosphäre – man kann Paris und seine Lebendigkeit förmlich spüren. Insgesamt war es vor allem dieses Feeling, dass mich gleich von Beginn an das Buch gebunden hat und sich deshalb von anderen New Adult Romanen unterschied: Ich kam nicht an dieser Leichtigkeit und Verträumtheit vorbei, die ein sommerliches Paris ausstrahlen kann. Und die ganze Zeit während des Lesens habe ich mir gewünscht, wieder dort zu sein!

Loan dagegen ist genau Violettes Gegenstück. Er ist ein schwermütiger, nachdenklicher Charakter, aber wenn er jemanden wie Vio bei sich hat, der ihn aus sich heraus lockt, ist er ein sehr witziger und vor allem loyaler Mensch. Er hütet zwar seine Geheimnisse wie ein Wächter, aber er hat ein großes Herz. Man merkt sofort, warum Violette und Loan sich zueinander hingezogen fühlen, vor allem freundschaftlich – sie ergänzen einander perfekt und bilden das, was sich der jeweils andere im Leben ersehnt. Da hat sich die Autorin nicht verrechnet, denn dieses Gespann ist explosiv! Und daher kam ich nicht umhin, mit den beiden zu lachen und zu weinen und mit ihnen mit zu fiebern. Bis zuletzt bin ich ein großer Fan von „Violan“.

Die Handlung insgesamt baute am Anfang vor allem auf der oben beschriebenen Atmosphäre auf. Violette und Loan hatten eine tolle, leichte Freundschaft, auch wenn sie in unseren Augen sehr ungewöhnlich ist. In einigen Rückblicken wurden Episoden ihrer gemeinsamen Zeit betrachtet, sodass man ein Gefühl von ihrer Beziehung bekam – aber es ist klar, dass es nicht dabei bleiben kann. Mit Violettes Entscheidung, dass sie nicht länger Jungfrau bleiben will, geht die Geschichte erst richtig los. Und so schön ich den Anfang und den Mittelteil auch fand, kann ich im dritten Teil des Buches auch viele Kritiken verstehen: Ab einem gewissen Punkt versuchte die Autorin noch mehr Spannung in die Geschichte zu bringen und sie mit ein wenig Drama zu würzen, das nicht nur ein wenig unglaubwürdig, sondern auch leider ein bisschen übertrieben war. Insgesamt hätte es das Buch nicht nötig gehabt, auf solche Spannungstricks zurückzugreifen, aber es war klar, dass ein gewisser „Knall“ sonst gefehlt hätte. So war ich zwar mit dem Ende sehr zufrieden, aber ich denke, man hätte auch einen anderen, besseren Weg wählen können, um dahin zu kommen.

 

Mein Fazit

Never too Close ist ein sommerlicher Roman, der die Leichtigkeit und Lebendigkeit von Paris in den grauen Winter bringen kann. Ich war ehrlich positiv überrascht, dass ich die Charaktere so liebgewonnen und mit ihnen mitgelitten habe – Violette und Loan sind einfach zwei tolle Menschen, die zwar nicht perfekt, aber trotzdem sehr liebenswert sind. Die Handlung hätte in einigen Punkten sehr wohl glaubwürdiger sein können und weniger dem Klischee entsprechen müssen, aber bei New Adult Romanen ist Drama nun mal nicht ausgeschlossen. Ich bin sehr zufrieden mit diesem süßen Buch für zwischendurch und würde gerne wieder so eine schöne, spritzige Geschichte zu lesen bekommen – gerne auch wieder aus einem Land, in dem weder Englisch noch Deutsch gesprochen wird!