Rezension

Voller Klischees, aber ganz nett

Vor mir die Sterne - Beth Harbison

Vor mir die Sterne
von Beth Harbison

"Es fühlte sich immer mehr so an, als wäre ich nichts weiter als eine Zeugin. Eine Beobachterin meines Lebens, was auch immer daraus wurde, ohne jegliche Möglichkeit, Einfluss zu nehmen." (Seite 228)

Das Cover von Vor mir die Sterne erinnert mich stark an Dani Atkins Die Nacht schreibt uns neu, daher hat es mich neugierig gemacht, denn ich liebe Dani Atkins zauberhafte Liebesgeschichten.

Einen Tag vor ihrem 38ten Geburtstag fragt sich Ramie, ob sie in ihrem Leben alles richtig gemacht hat. In Bezug auf ihre Beziehungen, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Jobwahl. Finanziell geht es ihr gut, sie ist erfolgreich in dem, was sie tut, aber sie ist auch allein. Kein Mann, keine Kinder. Ist das wirklich alles, was das Leben ihr zu bieten hat? Bei einer Feier von Freunden trinkt sie zu viel, will elegant vom Boot ins Wasser springen und stürzt dabei. Am nächsten Morgen ist alles anders und Ramie wacht im Körper ihres 18-jährigen Ichs wieder auf, am Tag vor dem Schulabschluss. Noch einmal mit ihrem Vater reden, der zwei Jahre nach ihrem Abschluss gestorben ist; noch einmal zur High School gehen; noch einmal mit ihrer High-School-Liebe Brendan schlafen. Bekommt sie etwa die Chance, ihr Leben zu ändern? Entscheidungen, die sie bereut hat, rückgängig zu machen? Oder ist das alles nur ein merkwürdiger, äußerst realistischer Traum?

Relativ bald wird klar, dass es sich hier nicht um eine Zeitreisegeschichte handelt, sondern viel mehr um eine Art Weihnachtsgeschichte á la Charles Dickens. Nur, dass es keine Geister gibt, die Geschichte nicht zu Weihnachten spielt und sie weniger gut geschrieben ist. Eigentlich weiß Ramie selbst von Anfang an, dass sie nicht wirklich eine Zeitreise macht. Sie redet ständig von dem Gefühl, dass es sich um einen Traum handelt, von ihrem Bootsunfall, von ihrer Kopfverletzung, ihren Kopfschmerzen, von dem nervigen Piepsen des 'Weckers'. Ramie ahnt, was Sache ist. Und der Leser weiß es - wenn er 1 und 1 zusammenzählt - nach genau 36 Seiten: zu Beginn von Kapitel 3. Also eigentlich von Anfang an.

Was mir bei Vor mir die Sterne fehlt, sind die Überraschungen. Der Roman ist so vorhersehbar, dass er mich emotional überhaupt nicht mitnimmt. Es ist klar, was es mit der angeblichen Zeitreise auf sich hat und es ist klar, mit wem sie in der Gegenwart ihr Happy Ending haben wird, sobald sie denjenigen bei ihrer 'Zeitreise' getroffen hat. Dabei sind leider genau die zwei Punkte, die eigentlich für Spannugn sorgen sollen, vorhersehbar. Weitere Überraschungen hat der Roman leider nicht zu bieten. Und der Epilog ist - es tut mir leid, das so sagen zu müssen - esoterischer Kitsch. Vom Allerfeinsten. Die zwei Seiten hätte man sich auch sparen können.

Vor mir die Sterne hat vielversprechend angefangen, auch wen Ramie mir nicht unbedingt sympathisch war. Doch dann folgte leider ein Klischee auf das andere und statt dass sich Spannung aufbaute, erfüllte sich leider eine Vorahnung nach der anderen. Zwischendurch habe ich mich wirklich nett unterhalten gefühlt, aber mindestens ebenso oft habe ich mich gelangweilt. Vor mir die Sterne fehlt es an Originalität und Raffinesse. Und so ist die Geschichte leider nur das: nett.

(c) Books and Biscuit