Rezension

Vom Jäger zum Gejagten

Gestehe -

Gestehe
von Henri Faber

Bewertet mit 5 Sternen

Ein neuer Fall führt zwei Ermittler zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite der Wiener Chefinspektor Johann Winkler genannt »Jacket«, der in seinem letzten Fall einen Organhändlerring allem Anschein nach im Alleingang gesprengt und dabei ein kleines Mädchen gerettet hat. Auf der anderen Seite Bezirksinspektor Mohammad Moghaddam. Beide arbeiten beim Wiener LKA in der Abteilung Leib-Leben.

Ein neuer Fall führt zwei Ermittler zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite der Wiener Chefinspektor Johann Winkler genannt »Jacket«, der in seinem letzten Fall einen Organhändlerring allem Anschein nach im Alleingang gesprengt und dabei ein kleines Mädchen gerettet hat. Auf der anderen Seite Bezirksinspektor Mohammad Moghaddam. Beide arbeiten beim Wiener LKA in der Abteilung Leib-Leben.

Jacket genießt die Aufmerksamkeit sowie den Erfolg, den ihm sein Roman »Blutnacht« eingebracht hat. Dieser wird gerade verfilmt. Aber die Medaille hat eine Kehrseite. Sein damaliger Kollege und Freund Leopold Kuchler kam bei dem Einsatz ums Leben und Jacket macht sich schwere Vorwürfe, schuld an dessen Tod zu sein. Er leidet unter Panikattacken, und Flashbacks erinnern ihn immer wieder an das Geschehen in der ehemaligen Lackfabrik. Nicht alle Kollegen und Vorgesetzten bewundern ihn. Manche hassen ihn sogar. Für diese ist er nur noch ein »Showbulle«.

Ganz anders sein neuer Kollege Bezirksinspektor Mohammad (Mo) Moghaddam. Er war Jahrgangsbester in der Polizeischule, wurde aber noch nie mit einem Fall betraut. Ganz im Gegensatz zu Jacket ist er zuverlässig und gewissenhaft bei den Arbeiten, die er zugewiesen bekommt. Leider lassen ihn die Vorgesetzten und Kollegen seinen Migrationshintergrund spüren. Das nagt an seinem Selbstbewusstsein.

Rassismus und rechte Ideologien thematisiert Faber in diesem Thriller. Die Charaktere der einzelnen Figuren beschreibt er sehr plastisch und ausführlich – sehr gut. Wir erfahren abwechselnd aus der Sicht von Jacket und Mo etwas über die Handlung, aber auch aus ihrem Seelenleben. In kurzen eingeschobenen Kapiteln erzählt »Er«, der Mörder, seine Sichtweise.

Der neue Fall: In einer leerstehenden Wohnung wird die Leiche der Immobilienmaklerin Tatjana Schikovsky gefunden. Die Frau wurde bei lebendigem Leib teilweise ausgeweidet. Der Täter hat mit ihrem Blut eine kryptische Botschaft hinterlassen: »GESTEHE«. Wenig später taucht ein mysteriöses Skript mit dem Titel »GESTEHE« und dem Untertitel »Der neue Fall von Inspektor Jacket auf.

Von wem stammt dieses Manuskript und wer, wenn nicht Jacket – wie er behauptet – hat es in Umlauf gebracht? Darin wird bis ins kleinste Detail der Mord an Tatjana Schikovsky beschrieben. Beim Lesen des Skripts ahnt Jacket, dass dies erst der Anfang einer Mordserie ist.

Bei Jackets Flashbacks taucht immer wieder der Ablauf am damaligen Geschehen auf. Seine Psychiaterin, Fr. Dr. Laska, stellt eine ganz andere Vermutung an. Könnte es sich bei Jacket evtl. um eine multiple Persönlichkeit handeln – Jacket sowohl als Polizist als auch als Mörder?

Furios die Auflösung zum Ende hin. Wenn man denkt, jetzt ist alles klar, nimmt die Handlung eine neue Wendung. Das ist eindeutig eine Stärke von Faber. Kleiner Kritikpunkt: Das Szenario in der Gondel-Kabine des Riesenrads war mir etwas zu surreal. Das bleibt aber der literarischen Erzählfreiheit des Autors überlassen und fließt daher nicht in meine Bewertung mit ein.

Vier Monate später schlägt der Autor nach dem grausigen Geschehen einen Bogen zu einem schönen Szenenwechsel. Rührend schreibt er über Beany – dem kleinen Mädchen, dass er in der Lackfabrik gerettet hat. Die ist seit dem damaligen Ereignis traumatisiert. Deren beste Freunde sind Steine. Sie sind genauso stumm wie sie. Diese Art von Happy End hat mir sehr gut gefallen.

Fazit:

Faber pflegt einen eigenen Schreibstil. Temporeich, mit einem steigenden Spannungsverlauf und ohne große Schnörkel kommt er schnell auf den Punkt, garniert mit witzigen Vergleichen (Bsp.: … vielleicht hätte ich mir für den Anfang ein Auto kaufen sollen, das weniger Vornamen hat als ein Habsburger Adelsspross). Diesen Eindruck habe ich schon bei »Kaltherz« gewonnen.
Im Gegensatz zu »Kaltherz« (s. eine frühere Rezension) konnte ich auch relativ schnell in die Handlung einsteigen, sie hat mich regelrecht mitgenommen.
Angenehm empfinde ich auch, dass man Fabers Bücher als Stand Alone lesen kann. Keine Reihe von Bänden, in denen immer wieder die gleichen Figuren im Mittelpunkt stehen (wie z.B. bei den Thrillern von Max Bentow oder Jussi Adler Olsen). Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und daher vergebe ich fünf Sterne.