Rezension

Vom Stil her richtig gut, doch die Geschichte könnte kaum enttäuschender sein.

Der Dieb in der Nacht
von Katharina Hartwell

Bewertet mit 2 Sternen

Rezension:

Da mir Katharina Hartwells Debütroman „Das Fremde Meer“ sehr gefiel, war ich dementsprechend gespannt auf ihr neues Werk “ Der Dieb in der Nacht“. Der Klappentext und das düstere, aber verspielte Cover sprachen mich sofort an, also: auf in die Geschichte.

Der Einstieg in die Story fällt leicht. Zu Anfang bringt die Autorin in Form einer Vermisstenanzeige die Sache auf den Punkt und erwähnt im Anschluss recht zügig die weiteren Hauptpersonen – Luise, die Schwester des Vermissten, Paul, der beste Freund und nach einiger Zeit auch Agnes – die Mutter. Der Schreibstil ist angenehm, nämlich leicht zu lesen, aber trotzdem anspruchsvoll. Aufgeteilt ist das Buch in mehrere Teile (und darunter in Kapitel), welche zwar alle in der dritten Person verfasst wurden, aber den Augenmerk immer auf eine der Hauptpersonen legt.

So erfährt der Leser nach und nach, wie die jeweilige Hauptperson den Tag von Felix‘ Verschwinden erlebte, wie sie zu Felix stand und wie sich die Zeit davor gestaltete. Vor allem über Paul erfährt der Leser so einiges – entwickelte er, als er Felix als Kind kennenlernte, beinahe eine Besessenheit gegenüber dem belesenen, beliebten Jungen und seiner Familie.

Diese Besessenheit scheint kurzzeitig wieder aufzuflammen, als Paul beruflich Zeit in Prag verbringt und dort durch Zufall auf einen Mann trifft, in dem er Felix wiederzuerkennen meint. Der Verdacht, dass es sich um den verschollenen Freund handeln könnte, verhärtet sich, als er erfährt, dass der Mann, der sich Ira Blixen nennt, mit Gedächtnisverlust aus der Moldau gefischt wurde und sich in Prag als Künstler ein neues Leben aufbaute.

Soweit, so gut. Eigentlich stellt dies eine gute Ausgangssituation für eine spannende Geschichte dar. Doch wie sich diese dann fortsetzt, sagte mir absolut nicht zu. Blixen taucht nach Pauls Rückreise in Berlin auf und nistet sich vorübergehend in dessen Wohnung ein. Doch ab diesem Zeitpunkt passiert irgendwie nichts mehr, das mich fesseln konnte. Blixen treibt irgendein Spiel – soviel steht fest. Doch was genau er vor hat, hat sich mir auch nach Ende des Buches nicht erschlossen. Er kommt neben Paul auch mit Luise und Agnes in Kontakt, zieht eine etwas gruselige Show ab und … das wars.

Es gibt sicher Leute, die mehr mit der Geschichte anfangen können – wer allerdings eine Lektüre erwartet, die einen mitreißt und mitfiebern lässt, sollte von „Der Dieb in der Nacht“ besser die Finger lassen.