Rezension

Von Generation zu Generation

Die Welt war eine Murmel -

Die Welt war eine Murmel
von Herbert Dutzler

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Buch, das mir viel Neues und Interessantes zu berichten wusste, dabei aber nicht den richtigen Ton traf.

Ich halte ja nichts davon Generationenkonflikte anzuzetteln. Ganz im Gegenteil, denke ich, dass Jung und Alt sehr viel voneinander lernen können und sollten. Doch schon als der Autor dieses Buch seinem Enkel widmete, damit der weiß, wie es damals war, ist so ein Verdacht in mir aufgestiegen, der sich dann beim Lesen leider bestätigt hat.

Als erstes sollte ich wohl sagen, dass ich zu jung bin, um eigene Erfahrung zu der Zeit in der Geschichte einbringen zu können. Für mich ist dieses Buch tatsächlich eine Zeitreise ins Unbekannte. Auch wenn ich doch immer wieder den einen oder anderen Bericht von Eltern, Großeltern, Bekannten und Verwandten höre und deswegen nicht ganz naiv lese, habe ich doch in der Verdichtung so vieler Erlebnisse und Erinnerungen sehr viel Neues erfahren, das mir vorher nicht bekannte und klar war. Das macht diese Geschichte für mich spannend und ich lasse mir gerne den Wandel der Zeit vor Augen führen. Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit reißen mich immer wieder etwas aus der Geschichte hinaus, gehen aber unter im Vergleich zu einem anderen Thema, das mich viel mehr aufregt: Diese ständigen Mutmaßungen über die Jugend von heute.

Immer wieder urteilt der Autor über die jungen Leute, die dauernd an ihren Handys hängen und darüber die tollen Dinge nicht sehen, die damals noch wahrgenommen wurden. Die jungen Leute, die heute so viel mehr hätten, verzogen sind und alles geschenkt bekommen. Ich habe den Autor zwischen den Zeilen immer wieder lamentieren hören: „Wir hatten ja nichts“, „Aber damals war noch alles besser“, „Damals ist uns nicht alles vor die Füße gefallen“. Sätze, die junge Leute sicherlich nicht hören wollen, weil sie zum einen viel zu abgedroschen sind und zum anderen nicht stimmen. Kinder tauchen auch heutzutage noch in Meer nach Muscheln, in der Schule gibt es Mobbing, Urlaub, Schulsachen und das Leben kosten teures Geld und die Eltern schimpfen, tadeln und erwarten, dass ihre Kinder gehorchen. Gut, geschlagen und geraucht wird heutzutage vermutlich deutlich weniger, aber dem trauere ich auch nicht nach.

Ich rege mich also über diesen wertenden, belehrenden Ton auf, der das Buch begleitet und zu einer Geschichte für Menschen derselben Generation wie die des Autors macht und nicht für die Generation seiner Enkel. Das ist schade, könnte gerade meine Generation aus der Geschichte doch viel über die Vergangenheit, die Zeit der Eltern und Großeltern lernen.