Rezension

Nostalgische Reise ins Jahr 1968

Die Welt war eine Murmel -

Die Welt war eine Murmel
von Herbert Dutzler

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman nimmt uns auf eine ganz wunderbare nostalgische Reise zurück ins Jahr 1968 mit.

Der Erzähler Sigi entrümpelt in der Gegenwart den Dachboden seiner verstorbenen Mutter und findet aufbewahrte Erinnerungsstücke. Diese sind für ihn Anlass, aus seiner Kindheit im Jahr 1968 zu erzählen, als er 10 Jahre alt war. Dabei geht es etwa um die erste Familienurlaubsreise nach Italien, seine Schulzeit im ersten Jahr auf dem Gymnasium, sein Alltagsleben zu Hause. Gerade in mir, die ich auch ein Kind der 1960er Jahre bin, wurden viele schöne Erinnerungen geweckt. Denn auch für mich waren Pizza und Spaghetti seinerzeit völlig neue Mahlzeiten, sah ich Flipper am Schwarz-Weiß-Fernseher und hatte weder Telefon noch Auto zu Hause und wurde in den Tante-Emma-Laden zum Einkaufen geschickt. Von den damaligen gesellschaftlichen Einstellungen der Menschen wird ein realistisches Bild gezeichnet, wenn etwa Sigis Opa als alter Nazi dargestellt wird, der alles Englischsprachige und Auslandsreisen ablehnt, die Mutter Hausfrau zu sein hat oder körperliche Züchtigungen zu Hause und in der Schule an der Tagesordnung waren. Sigi lässt beim Erzählen so manche Anekdote einfließen, wodurch alles recht humorvoll erscheint und er als rundum sympathischer Erzähler rüberkommt. Indem er in seinen Gedanken in der Gegenwart auch immer kurz die heutigen Zustände schildert, wird ein schöner Vergleich zwischen damals und heute angestellt, ohne dass aber der Schluss zu ziehen wäre, früher sei alles besser gewesen. Es war einfach nur anders.

Ein Buch, dem ich eine volle Leseempfehlung gebe.