Rezension

Vorgeführt!

Mobbing Dick - Tom Zürcher

Mobbing Dick
von Tom Zürcher

Bewertet mit 5 Sternen

Der Geschmack im Abgang verbrennt den Lesegaumen! Aber sonst wäre es auch keine bitterböse Satire. Doch genau das ist Mobbing Dick, bitterböse Satire auf das schweizerische Bankenwesen (nicht nur auf das schweizerische). Allerdings gibt das Buch sich am Anfang als "harmlos" aus - glaubt es nicht.

Mobbing Dick ist das neunte Buch, das ich von der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 lese und so langsam wäre es möglich, diese Romane in ihrer Qualität untereinander zu vergleichen. Doch, so einfach ist das nicht. Die diesjährige Jury macht es uns schwer.

Jeder Roman, den sie ausgesucht hat, ist wieder so ganz anders als der vorherige. Mobbing Dick zum Beispiel punktet nicht mit schöner Sprache oder ernster Erzählkunst, sondern mit Beobachtungsgabe und einer Mischung aus Tragik und Witz, mit der er das schweizer Bankenwesen vorführt.

Nach unten treten, nach oben buckeln, ist das oberste Motto. Wer sich dazu zu schade ist, hat es schwer.

Karrieregeilheit, sinnlose Arbeitsabläufe, das heilige Bankengeheimnis, die Boni der höheren Angestellten und Manager, mangelnde Transparenz aller Vorgänge, Willkürlichkeit des Auf- bzw. Abstiegs, Borniertheit der Vorstände, horrende Summen, die hin- und herverschoben werden, eine Buchhaltung, die mehr verschleiert als offenzulegen, um nicht gleich doppelt genannt zu werden, feindliche Übernahme, drohende Massenentlassungen, Tom Zürcher nimmt alles aufs Korn.

Um die Welt des Großkapitals ad absurdum zu führen, erschuf er unseren Helden Dick Meier. Der ist ein Versager erster Ordnung, sitzt zuhause rum, will raus, aber als Nicht-Leistungsträger ist das nicht so leicht, zumal der parentäre Erwartungsdruck ihn fertig macht. Also lügt Dick seinen Eltern die Hucke voll. Mit der Zeit glaubt er selber an seinen Größenwahn. Das Drama nimmt seinen Lauf.

Fazit: Tom Zürcher hat das Großkapital vorgeführt. Dafür schuf er eine Figur, die sein böses Spiel mitspielte und mitspielen konnte. Chapeau.

Kategorie: Anspruchsvoller Roman. Satire.
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019
Salis Verlag, 2019

Kommentare

Emswashed kommentierte am 15. September 2019 um 10:43

Ui, Satire, voll mein Ding! Und die Schweizer, seit Kaya Yanars Kommentare zu diesem lustigen Volk, sowieso.