Rezension

Vorsicht: Dieses Buch könnte Menschen verändern ...

Das Haus der Geschichten - Thomas Franke

Das Haus der Geschichten
von Thomas Franke

Bewertet mit 5 Sternen

Jetzt sitze ich schon seit geraumer Zeit an dieser Rezension und frage mich: Wie finde ich auch nur annähernd die passenden Worte, um mit meiner Rezi einem Buch gerecht zu werden, das mich gleichzeitig so berührt und begeistert und mir auch so unglaublich viel gegeben hat?

Bei "Das Haus der Geschichten" von Thomas Franke handelt es sich um einen Debütroman, dem dieser wirklich zu keinem Zeitpunkt anzumerken ist. Unglaublich wie dieser Autor eine eigentlich doch eher schwierige Thematik, in ein so wundervolles, leicht verständlich geschriebenes und auch verzaubernd schönes Buch verpackt hat. Dass es sich hier um sein erstes Buch handelt, ist kaum zu glauben, ja mehr noch, eine so unglaublich runde und stimmige Geschichte zu schreiben gelingt manch langjährigem Autor selten, manchen sogar nie. Auf der einen Seite wollte ich das Buch am liebsten am Stück, bitte ohne jede Unterbrechung, lesen, auf der anderen Seite hatte ich endlich mal wieder das Gefühl, bitte, lieber Gott, lass dieses Buch einfach nie enden.

Man merkt es vielleicht - ich bin immer noch restlos verzaubert und begeistert, fühle mich Tage darauf noch bereichert und erfrischt, es hat mich geöffnet und aufmerksamer werden lassen und ich bin immer noch gefangen in diesem wunderschönen Buch mit seinen erhellenden Geschichten.

Selten traf bei einem Buch das berühmte Zitat  des Schriftstellers Tschingis Aitmatov  "Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich" mehr zu, als bei "Das Haus der Geschichten" von Herrn Franke.

Ich liebe Bücher, keine Frage, und Bücher sind ja nichts anderes wie Geschichten. Noch etwas mehr liebe ich Bücher mit Geschichten in der Geschichte. Das ist wohl das Kind in mir, das mir seit meinem ersten Märchenbuch immer geblieben ist.

Dass ich mit diesem Buch einen kleinen Schatz in Händen hielt, wurde mir schon relativ schnell bewusst, da ich die Hauptfiguren und ihre Geschichte einfach direkt ins Herz schließen konnte. Da wäre einmal Marvin Heider und sein 'Leihkater' Poseidon, die zusammen in einer Altbauwohnung in Berlin leben. Marvin, der zwar beruflich und auch sonst bislang noch nicht allzu erfolgreich im Leben war, versucht sich als Fantasyautor und verliert trotz mühseliger Arbeitssuche nie sein herzerfrischendes Gemüt. Seine Dialoge, auch mit seinem Kater, sind einfach witzig und humorig. Endlich erhält er eine vielversprechende Chance und stellt sich in einem Antiquariat vor. Dort lernt er seinen neuen Arbeitgeber, Rasmus-Salomo Eichdorff, einen äußerst liebenswerten, geheimnisumwobenen Antiquar kennen, der im Keller seines Antiquariats eine ganz erstaunliche Apotheke betreibt. Zu ihm kommen hilfesuchende Menschen mit recht außergewöhnlichen Krankheiten und für jeden 'Patienten' sucht er eine für ihn passende Geschichte aus der narratorischen Apotheke aus. Bei den Krankheiten handelt es sich nicht um Erkältung, Halsweh oder Fieber, sondern Krankheiten, die mehr von innen schwelen und mit 'normaler' Medikation und Therapie schwerlich behandelt werden  könnten. Für jeden Hilfesuchenden findet Rasmus die perfekt für ihn passende Geschichte und diese sind in ihrer Art so unbeschreiblich schön, effektiv, aufwühlend und bewegend, dass ich kaum Worte dafür finde.

Ich persönlich bin ja der Überzeugung, dass Geschichten durchaus eine heilsame Wirkung entfalten können und das so ganz nebenbei ohne ungewollte! Nebenwirkungen. Dieses Buch hat mich in meiner Überzeugung bestärkt und ja, tatsächlich bestätigt. Schön an dieser Art der 'Medikation' ist ja z. B., dass ich die Dosierung selbst bestimmen kann, die Einnahme nicht nach einer gewissen Uhrzeit richten muss und die positiven Nebenwirkungen einfach enorm günstig sind – ich fange nämlich wieder an nachzudenken, innezuhalten, Fragen zu stellen, Dingen bewusst zu begegnen. Und somit beginnt vielleicht schon auf leisen Sohlen ein ganz schleichender Heilungsprozess, dessen wir uns gar nicht mal unbedingt bewusst werden müssen. Ganz still und leise bewegt sich etwas und Bewegung ist dem Stillstand immer vorzuziehen.

So schlicht und doch eindrucksvoll der Ansatz "Entscheidend ist, dass die Menschen wieder anfangen Fragen zu stellen" trifft es doch auf den Punkt. Oder "Was glaubst du, was macht den Menschen zum Menschen" - solche Sätze haben mich im Roman sehr berührt auf meiner Reise zum Sinn des Lebens und der Frage nach Gott.

Dieses Buch ist meines Erachtens etwas ganz besonderes im Bereich der christlichen Literatur, sowohl was die "Verpackung" anbelangt – zum 1. Mal habe ich ein Cover in Händen gehalten, dass innen und außen gleichermaßen schön gestaltet war – man kann es also wenden, ganz wie es einem gefällt, als auch inhaltlich – sprachlich auf wirklich hohem Niveau und doch so wunderbar leicht verständlich zu lesen. Am ehesten lässt sich dieses Buch für mich mit einem kleinen Juwel vergleichen – egal von welcher Seite man es betrachtet ist es einfach nur unwahrscheinlich schön, es erfreut das innere und äußere Auge, erfüllt einen mit einem warmen wohligen Schauer. Es ist definitiv ein Buch, das man sicher noch oft in die Hand nehmen möchte, einfach eine Seite aufschlagen, um sich erneut bezaubern und einhüllen zu lassen von der wunderschönen Sprache und auch als Buchgeschenk ist es wunderbar geeignet, um die Freude und Bereicherung an liebe Menschen in Buchform weiterzugeben. 

Mein Fazit:

Dieses Buch hat mein Herz im Sturm erobert und es sich darin richtig gemütlich gemacht. Es ist ein Buch, das einen berührt und nicht mehr loslässt, ob man will oder nicht. So schlicht und schön und auch so nachhaltig, dass man es immer wieder gern zur Hand nimmt, um darin zu Schmökern. Herzlichen Dank für viele bereichernde Lesestunden mit wirklich wunderschönen, zum Nachdenken anregenden Geschichten. Dieses Buch bekommt einen ganz besonderen Platz in meinem Buchregal.