Rezension

Wahrheit und Gerechtigkeit

Die Wahrheit der Dinge -

Die Wahrheit der Dinge
von Markus Thiele

Bewertet mit 5 Sternen

Frank Petersen ist Strafrichter. Bisher war er von seiner Arbeit sehr überzeugt. Doch nun kommen mehrere Sachen gleichzeitig auf ihn zu: Seine Frau hat sich von ihm getrennt, sie ist mit dem gemeinsamen Sohn zu ihren Eltern gezogen, weil sie ihn als zu selbstherrlich empfindet. Zudem wird voraussichtlich eine seiner Entscheidungen vor dem BGH in Frage gestellt – nun bereits zum vierten Mal. Als auch noch eine Strafgefangene zum Ende ihrer Haft entlassen wird, die im Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, noch bevor Petersen das Urteil verkünden konnte, stellen sich für den zweifelnden Strafrichter entscheidende Fragen: Ist er wirklich so voreingenommen, werden seine Entscheidungen von Vorurteilen geprägt? Was ist die Wahrheit hinter den Dingen?

Frank Petersen ist ein Strafrichter, der es sich mit seinen Entscheidungen nicht einfach macht, und dabei gerecht in seinen Strafen sein möchte. Dass er nun von so vielen Seiten Gegenwind bekommt, verunsichert ihn – zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn, dafür aber umso effektiver. Es ist nachvollziehbar, dass er überlegt, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Seine Zweifel werden existentiell – und durch diese Gedanken erhält der Leser Zugang zur Arbeit eines Strafrichters, zu den Überlegungen, die einem Urteil vorausgehen (müssen). Als Rechtsanwalt kennt der Autor Markus Thiele die Hintergründe zum Rechtswesen und zu gerichtlichen Verfahren, das merkt man der fiktiven Geschichte an. Zwei bekannte unterschiedliche reale Fälle hat Thiele in dieser Erzählung zu einem Roman zusammengefasst und leicht verändert, die Petersens Zweifel authentisch erscheinen lassen.

Dieses berührende Buch regt zum Nachdenken darüber an, was Wahrheit ist und was sie bedeutet. Sehr gerne empfehle ich die Geschichte weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.