Rezension

War es wirklich die gute alte Zeit?

Was wir zu hoffen wagten - Michaela Saalfeld

Was wir zu hoffen wagten
von Michaela Saalfeld

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin der Meinung, dass der Klappentext dem Buch nicht ganz gerecht wird. Hier geht es um viel mehr als nur die genannten drei Geschwister. Mit viel Scharfsinn zeichnet die Autorin ein Bild der Jahre 1912 bis 1919 in Berlin und Flandern. Mit schonungsloser Offenheit lässt sie den Leser teilhaben an den Grauen des ersten Weltkriegs, der aus unschuldigen Jungen im besten Fall verstörte und verletzte Männer machte. Der immer weiter einhieb auf alles, was sich ihm in den Weg stellte. Und ganz nebenbei bekommt man fantastische Einblicke in die Welt des Theaters und Films, die spannender nicht sein könnten. Mich hat beeindruckt, welche Visionen die Filmemacher schon damals hatten, Steven Spielberg hätte seine Freude gehabt. Auch der damalige Kampf der Frauen, sich einen Platz in der Männerwelt zu ergattern, wird anhand der nicht möglichen juristischen Karriere von Felice wunderbar dargestellt. Die Charaktere im Buch haben alle ihre Ecken und Kanten und nicht jeder kommt gleich sympathisch rüber. Das tut aber der Lesefreude keinen Abbruch – im Gegenteil, es regt zum Nachdenken an. Michaela Saalfeld hat mit ihrem Roman ein Geschichtsbuch und zugleich eine Liebesgeschichte vom Feinsten geschaffen. Ich habe es flüstern hören, dass es mit einem zweiten Teil weitergehen soll, da freue ich mich heute schon drauf!