Rezension

Warten auf den Erlöser

Der junge Doktorand - Jan Peter Bremer

Der junge Doktorand
von Jan Peter Bremer

Der alternde Maler Günter Greilach lebt völlig zurückgezogen und verbittert. Da kündigt sich ein junger Mann an, der seine Doktorarbeit über Greilachs Werk schreiben möchte: Endlich jemand, der die Bedeutung seines Werkes sieht und es bekanntmachen wird! Auch Greilachs Frau Natascha hat ihre Phantasien, was den jungen Mann anbetrifft. Doch immer wieder wird der Besuch abgesagt und verschoben. Erst nach zwei Jahren steht unerwartet ein junger Mann in der Tür. Der Besuch verläuft jedoch ganz anders als erwartet...

Der Roman schildert die Gedanken von drei Menschen. Alle haben sie ihre Vorstellungen und Wünsche, alle erwarten von jemand Anderem Hilfe und eine Art Erlösung. Doch da jeder in seiner eigenen Welt gefangen ist, fällt es sehr schwer, dem Anderen zuzuhören, auf ihn einzugehen und eine echte Beziehung aufzubauen. Dieses Aneinander-Vorbei-Reden hat urkomische Anteile, aber auch sehr bedrückende. Insbesondere die Beziehung zwischen den Ehepartnern erinnerte mich an Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf"; sie ist ebenfalls fesselnd und verstörend.

Dem Autor gelingt es, amüsant zu schreiben und unter der Oberfläche Anstöße zum Nachdenken zu geben: Über eigene Lebenslügen und Phantasien, über Beziehungen und ihre Tragfähigkeit, über den Kunstbetrieb und ähnliche gesellschaftliche Konstrukte. Eine unterhaltsame und gleichzeitig lohnende Lektüre!

Das Buch steht auf der Nominierungsliste zum Deutschen Buchpreis 2019.