Rezension

Was geschah am 13. Oktober?

Schnitt - Marc Raabe

Schnitt
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

1979 muss der junge Gabriel ein traumatisches Ereignis miterleben. Heute, 30 Jahre später, kann er sich selbst nicht an diese Nacht erinnern, nach der seine Eltern tot waren und die dazu geführt haben, dass er einige Zeit später in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wurde. Inzwischen arbeitet er in einer Sicherheitsfirma. Eines Abends wird er zu einem Alarm in einer verlassenen Villa gerufen, während gleichzeitig seine Freundin überfallen und verschleppt wird. Der Entführer verlangt von Gabriel, sich zu erinnern – es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, um seine Freundin zu retten…

Die Geschichte wird dem Genre des Psychothrillers voll gerecht. Es beginnt mit der Beschreibung des 13. Oktobers, lässt den Leser jedoch im Dunkeln darüber, was in jener Nacht tatsächlich geschah. Anschließend folgt der Sprung in die Gegenwart, in welcher sich die Ereignisse bald überschlagen. Durch recht kurze Kapitel wird die Geschichte der Entführung und Gabriels verzweifelte Versuche, seine Freundin zu finden, mit hoher Dynamik erzählt. Da am vermeintlichen Entführungsort ein ganz anderes Verbrechen vorgefunden wird, bei dem Gabriel durch unglückliche Umstände zum Hauptverdächtigen wird, wird er gleichzeitig zum Jäger und Gejagten und muss sich fragen, wem er noch vertrauen kann.

Als Nebenhandlung begleitet die Annäherung zwischen Gabriel und seinem Bruder David, den dieser das letzte Mal in der Psychiatrie gesehen hat, den Leser. Als einzige Anlaufstelle, die Gabriel bleibt, gewinnt David über den Roman immer stärker an Bedeutung und bringt mit seinen Erfahrungen der Nacht des 13. Oktober eine weitere Perspektive ein. Und auch die Erlebnisse von Liz, Gabriels Freundin, werden während Gabriels Suche nach ihr geschildert. Diese ist nicht bereit, sich mit ihrer Rolle als Opfer abzufinden und sorgt für zahlreiche spannende und nervenaufreibende Szenen.

Insgesamt ist „Schnitt“ ein starker Psychothriller, der zwischenzeitlich jedoch mehr auf Action und weniger auf untergründige Spannung setzt. Starke Charaktere, die Suche nach einer verlorenen Erinnerung und die zentrale Frage, wem man vertrauen kann, haben mich unterhalten können. Fans von Psychothrillern kann ich dieses Buch daher weiterempfehlen!