Rezension

Was geschah damals wirklich?

Spätes Gewissen - Wolfgang Westphal

Spätes Gewissen
von Wolfgang Westphal

Bewertet mit 4 Sternen

Paul ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen, flüchtete als 15jähriger mit seinen Eltern in den Westen. Als Erwachsener kehrt er nach dem Mauerfall in seine alte Heimat Kröpelin zurück, all die Jahre hatte er sich gefragt, was aus seinem damals besten Freund Karl geworden ist. Doch Karl lebt nicht mehr. In ihrem damaligen Versteck hinterlässt Karl einen Brief an Paul, in dem er über ein beobachtetes Verbrechen schreibt. Paul fühlt sich seinem toten Freund verpflichtet und stellt Nachforschungen an, die ihn und die Menschen die ihn dabei unterstützen, in große Gefahr bringen.

Der Autor packt hier ein äußerst brisantes Thema an. Die Stasi und die Frage, in wieweit die Stasi auch heute noch aktiv ist. Das Erschreckende an dem Buch ist, dass die Handlung sehr authentisch wirkt und man das Gefühl hat, dass die Realität durchaus ähnlich aussehen könnte, wie im Buch beschrieben. Ich habe mich damals, nach dem Mauerfall, auch des öfteren gefragt, was mit den Stasi Leuten passierte. Dass sie ihre Meinung/Gesinnung von jetzt auf sofort ändern ist wohl sehr unwahrscheinlich.

Wir begleiten zum einen Paul bei seiner Recherche in einem lange zurückliegenden Todesfall, angeblich einem Selbstmord. Lernen Menschen kennen, die ihm bei seiner Suche helfen und das, obwohl sie damit ein großes Risiko eingehen. Parallel dazu beobachten wir die Ermittlungsarbeit der Polizei in Bremen, die in einem aktuellen Tötungsdelikt ermittelt. Als Leser ahnen wir, dass es Parallelen zwischen den Fällen gibt, verfügen hier über mehr Wissen als Paul und die Polizei. Eingeschobene Kapitel, die in der Vergangenheit spielen machen klar, was damals wirklich passiert ist, wie perfide die Stasimethoden waren.

Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, die Handlung ist spannend, weist aber auch immer mal wieder Längen auf. Ich fand die Thematik sehr interessant, vor allem weil sie so authentisch erscheint und man sich unwillkürlich fragt, wie viel Wahrheit sich in dieser fiktiven Geschichte verbirgt. Ein Buch das sich zu lesen lohnt.

Autor: Wolfgang Westphal