Rezension

Was man aus Klischees alles basteln kann

COLD KILL - Neil White

COLD KILL
von Neil White

Bewertet mit 2 Sternen

Für Thriller bin ich kein Experte. Wenn es im Kino spannend wird, reicht mir bereits die Musik, um mich in größte Unruhe zu versetzen, Schockeffekte hauen mich fast immer um, und weite Strecken des „Thrills“ erlebe ich lieber, indem ich zwischen die Finger linse. Mit anderen Worten: Thriller bedeuten kein Vergnügen für mich, weshalb ich sie meide.

„Cold Kill“ von Neil White habe ich deshalb nur aus Verlegenheit gelesen, nicht weil ich besonderen Appetit darauf gehabt hätte. Ist aber ein sehr spannendes Buch - jedenfalls für einen wie mich (s.o.). Ich habe im Grunde genommen kaum unterbrochen, sondern alle Seiten in einem Rutsch gelesen.

Spannend ja, aber leider auch schlecht. Schon das Intro ist derartig unglaubwürdig (Serienkiller schnappt sich zwanzigjähriges Opfer, fesselt sie an einer Hand mit einer Handschelle, schleppt es in den Wald, verübt sein Verbrechen, hält die ganze Zeit mit einer Hand den Mund zu, und schafft es dennoch, dass nicht ein Schrei ertönt. Mit einer Hand? Wenn man bedenkt, wie viel Mühe die Szene in der Gerichtsmedizin später für die Position der Daumen aufwendet, frage ich mich, warum die erste Szene so stümperhaft choreografiert ist.)

Nach dem unweigerlichen Intro aus der Innenperspektive eines Serienmörders folgen Klischees, Klischees und solche Szenen und Ideen, die lediglich Schatten von Klischees sind. Originell ist an diesem Thriller lediglich der Titel, weil er gar nicht zur Handlung passt. Warum dann spannend? Vielleicht wegen der Klischees - man erwartet vom „Tatort“ ja auch nicht immer die Neuerfindung des Sonntagskrimis. Oder weil ich so schreckhaft bin (s.o.)?