Rezension

Welcome to the future

Echo Boy - Matt Haig

Echo Boy
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahre 2115 ist es soweit, die Erde ist eine Hochburg der Technologie geworden, das Klima allerdings ist zerstört und auch viele Tierarten ausgestorben. Die fünfzehnjährige Audrey lebt in England bei ihren Eltern, wird dort aber zu Hause von einem sogenannten Echo, einem hochmodernem, dem Menschen extrem ähnlichen Roboter, unterrichtet. Nur wenige Stunden hat sie mit einer anderen Schülerin gemeinsam in einer virtuellen Klasse. Audreys Vater allerdings ist ein großer Gegner der modernen Technologie und steht dem mehr als skeptisch gegenüber. Als ein Autounfall ihn dazu zwingt, eine Echo zu kaufen, bleibt er dieser gegenüber misstrauisch. Dieses Misstrauen ist dann letzten Endes leider gerechtfertigt, denn eines Tages greift Alissa, der Echo, ihn und seine Frau mit einem Messer an und es gelingt ihr, die beiden zu töten. Audrey wird Zeugin dieses Mord, doch es gelingt ihr zu fliehen. Sie kommt bei ihrem Onkel Alex unter, ausgerechnet der Mann, der in seiner Firma Echos entwerfen läßt und damit überaus reich wurde. Bei ihrem Onkel Alex wimmelt es nur so von Echos, auch Daniel ist darunter. Dieser Echo scheint allerdings anders zu sein, als die handelsüblichen. Aber was ist an ihm anders? Und kann Audrey ihm vertrauen? Eine Suche nach der Wahrheit beginnt.

Meine Meinung:

Das Buch beginnt mit einem recht ruhigen Einstieg, in dem ich als Leser genug Zeit bekam, mich an die Welt, die Matt Haig hier erschaffen hat, zu gewöhnen. Denn hier ist alles überaus technisch und ich fand es sehr gut, dass ich einfach die Zeit auch vom Autor bekam, mich an das ganze drumherum zu gewöhnen. Der Schreibstil des Autors ist gut verständlich, flüssig und auch an seine Zielgruppe angepasst. Auch wenn es zunächst den Anschein hat, dass es hier extrem viele Details zur Umgebung und dem allgemeinen Geschehen gibt, war genau das perfekt für diese Geschichte, denn so fiel es mir später sehr leicht, mich mit den Bildern, die der Autor lieferte, zurecht zu finden.

Das Buch nimmt durch die vielen Erläuterungen recht langsam, aber permanent an Fahrt auf und immer wieder gelingt es dem Autor, die Spannung zu steigern. So wechseln sich Szenen mit viel Tempo mit Szenen mit Erklärungen ab und lassen die Geschichte lebendig und spannend werden.

Das Setting, das der Autor entwirft, ist auf der einen Seite sehr erschreckend, auf der anderen Seite jedoch absolut glaubwürdig. Er entwirft ein Zukunftsszenario, das man sich durchaus vorstellen kann und durch die detaillierten Darstellungen kam es mir nachher alles sehr realistisch vor. Er liefert teilweise sehr traurige Bilder und gibt auch immer wieder kurze Einblicke in die Ereignisse die aus unserer Gegenwart bis in die Zukunft, in der die Geschichte spielt, stattfanden. Er hat hier wirklich alles sehr gut durchdacht und gibt der Geschichte einen sehr klaren roten Faden. Die meiste Zeit spielt sich alles nur noch virtuell ab, Menschen begegnen sich kaum noch. Die Echos sind technische Sklaven der modernen und vor allem reichen Gesellschaft, Polizei und andere staatliche Unternehmen sind privatisiert und die Beamten wurden von Echos ersetzt.

Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive, mal von Audrey, mal von Daniel. Dabei wird die Geschichte in sogenannte Gedankenbücher unterteilt, so dass man hier abschnittweise mal die Sicht des Mädchens, mal die des Echos verfolgen kann. Doch trotz dieser Erzählform blieben mir die Charaktere ein wenig zu unnahbar. Ich hatte hier ein wenig Mühe, mich in Audrey hineinzuversetzen und alle sin allem blieb sie mir zu farblos. Ich hätte mir einfach ein wenig mehr gewünscht, an ihren Emotionen teilhaben zu dürfen. Auch Daniel war mir in dieser Hinsicht zu blass und oberflächlich. Was mir da besonders auffiel, war die Beziehung, die die Beiden zueinander entwickelten. Das kam mir doch alles sehr überraschend, wenn es auch vorhersehbar war, da wäre es mir lieber gewesen, wenn es sich klarer entwickelt hätte. So konnte ich vor allem Audreys Verhalten Daniel gegenüber nicht ganz nachvollziehen.

Mein Fazit:

Alles in allem ein sehr spannender und vor allem im Setting perfekt durchdachter Zukunftsroman, dessen Sprache sich sehr deutlich an die Zielgruppe orientiert, dabei aber auch dem erwachsenen Leser sehr viel Spannung bietet. Einzig und allein die Charaktere waren mir noch zu oberflächlich und hätten für mich ein wenig mehr Tiefe entwickeln dürfen. Wobei es andererseits perfekt in die Zukunft, die Matt Haig hier entwirft, passt. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung!