Rezension

Weltfrieden und Dosenbier: Originelle Geschichte über eine aufstrebende Band

Fuckin Sushi - Marc Degens

Fuckin Sushi
von Marc Degens

Bewertet mit 5 Sternen

“Das Bonner Nachtleben […] findet am Hauptbahnhof an Gleis 1 statt. Von da fahren die Züge nach Köln.” (“Fuckin Sushi”, Seite 2:67) Eine Liebeserklärung an die ehemalige Bundeshauptstadt klingt anders. Dennoch spiegelt diese Aussage ziemlich genau das wieder, was Niels Dannenfeld – gemeinsam mit seinen Eltern frisch aus dem Ruhrpott an den Rhein gezogen – von seiner neuen Heimat hält: Nämlich nicht übermäßig viel. Bewegung in sein tristes Schülerdasein kommt erst, als er gemeinsam mit seinem Kumpel René eine Band gründet. Später stoßen Lloyd und Nino dazu. Als Fuckin Sushi gelangt das Quartett via Youtube zu Ruhm. Doch der hat bekanntlich auch seine Schattenseiten, wie Niels schließlich feststellen muss.

“Coming of Age” sagt man heutzutage zu Büchern wie “Fuckin Sushi”, in denen es um das Erwachsenwerden geht. Ich persönlich bezeichne diesen Roman lieber als eine wunderbar-witzige Geschichte über die unbeschwerte Zeit, bevor der Ernst des Lebens an die Tür klopft und in der man noch hochfliegende Träume hat. Niels, der Erzähler im Buch, lebt seinen Traum an der Bassgitarre aus. Es sind herrlich verrückte Tage und Nächte, die Niels mit seinen Freunden erlebt – und der Leser ist hautnah dabei. Autor Marc Degens hat für die Band einen ganz besonderen Proberaum ausgewählt: Einen leerstehenden Turm mit Flachdach in einem stillgelegten Industriegebiet. Dieser atmosphärische Ort wird zum Sinnbild für Freiheit und Unbeschwertheit, wenn die Band an lauen Sommerabenden hoch oben ihr geschätztes Dosenbier trinkt, sich dabei die Lichter der Stadt besieht oder man – wie Niels – sein erstes Mal an einem so exotischen Punkt verlebt.

Beim Lesen dieses Buches habe ich sehr oft lauthals gelacht. Anlässe dafür bietet “Fuckin Sushi” zur Genüge: Brüllend komische Situationen, beispielsweise beim Konzertdebüt von Niels und René in Bad Münstereifel, spritzige Dialoge und natürlich die unverwechselbaren Charaktere der Geschichte, die allesamt echte Typen sind.

Genauso gut wie die humorvollen Szenen gelingen Marc Degens die ernsten Töne, die “Fuckin Sushi” ebenfalls enthält. Langweilig wird es in keinem der 52 Kapitel. Im Gegenteil: In nur zwei Tagen hatte ich die insgesamt 320 Seiten regelrecht inhaliert. Das ist bei dem locker-fluffigen Schreibstil des Autors und der fantastischen Story allerdings auch nicht verwunderlich.

Eine kleine Besonderheit hat mir außerdem ein Schmunzeln entlockt: Die Seitenzahlen sind wie Zeitangaben auf einer Musik-CD gestaltet – Seite 267 wird zu 2:67.

“Fuckin Sushi” ist ein Roman mit einer unglaublich positiven Ausstrahlung – unverzichtbar für Träumer, Musikfans und alle, die sich gern gute Geschichten erzählen lassen.