Rezension

Weniger ein Krimi als eine Darstellung des Zerfalls einer Familie

Grado im Licht -

Grado im Licht
von Andrea Nagele

"Grado im Licht"von Andrea Nagele ist ein Prequel zur Reihe um die Commissaria Maddalena Degrassi, die hier ihren ersten Fall hat. Doch der Roman stellt weniger einen Kriminalfall dar als vielmehr den Zerfall einer gutbürgerlichen Familie aus Österreich.

Ein Schicksalsschlag in Form von plötzlichem Kindstod trifft die Familie Wildner. Die Mutter kann den Schmerz nicht verkrafen und wird mehr und mehr zur Alkoholikerin, die sich kaum noch um ihre beiden älteren Kinder kümmert, der Vater flieht in seine Arbeit. Doch der gemeinsame jährliche Familienurlaub in Grado bleibt Pflicht. Hier nun kommt die Commissaria Degrassi ins Spiel. Frisch von der Polizeischule kommend tritt sie ihren Dienst dort an, nicht all zu viel action erwartend, was sich aber gut trifft, da sie noch unter dem Unfalltod ihres Vaters, der sich als Ziehvater herausstellt, leidet. Doch dann verschwindet Pauline, die Tochter der Wildners. Es beginnt eine hektische Suche nach der Verschollenen, ein auffälliger Nachbarsjunge der Wildners, der sich - nicht zufällig - ebenfalls in Grado aufhält, gerät unter dringenden Tatverdacht, allerdings zu unrecht. Als die Entführerin bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, erhöht sich der Druck, das junge Mädchen zu finden.

Wie gesagt, "Grado im Licht" stellt so etwas wie die Einführung der jungen Maddalena Degrassi dar, wobei man sich als Leser fragt, ob das nach sechs Bänden überhaupt noch nötig ist. Es wirkt eher etwas befremdlich, dass hier die Liebesbeziehung zu Franjo, Degrassis späterem Verlobten, der allerdings im Verlauf der Reihe sterben wird, mit einem Vertrauensbruch seitens Maddalenas beginnt. Übrhaupt hat man als Leser das Gefühl, dass der Roman eher genau dazu dient, die Problematik der Beziehung zu erklären, denn der eigentliche Kriminalfall kommt sehr kurz. Stattdessen wird, nicht weniger spannend und vor allem glaubwürdig, der Zerfall der Familie Wildner, für die es nur ein kleines Happy End gibt, ausgiebig geschildert.