Rezension

Wenn alte und neue Geheimnisse sich stapeln …

Galgenhügel
von Tom Finnek

Bewertet mit 5 Sternen

An einem nebeligen Herbsttag streift eine junge Familie durch das Münsterland. Sie haben Urlaub, suchen ein bisschen Erholung und Entspannung, was mit zwei Kindern ja nicht ganz so einfach ist. Während die Eltern den Versuch starten, eine alte Mühle zu besichtigen, stiefelt der Sohn zu einem in der Nähe gelegenen Galgenhügel, sowas ist halt interessanter als eine olle Mühle :-). Der Tourismusverband hat hier eine Replik des originalen Galgens, der hier mal stand, aufgebaut - den möchte Junior begutachten. Er findet allerdings eine Leiche, die an eben jenem Galgen baumelt…

Die Schauspielerin Ellen Gerwing hat als eine der wenigen Mitreisenden einen Flugzeugabsturz überlebt, auch ihr Mann war unter den Opfern. Das hat sie natürlich schwer traumatisiert, dazu kamen diverse körperliche Einschränkungen, mit denen sie seither leben musste. Nach ihren ersten Genesungsfortschritten fährt sie zu ihrer Familie in das Dorf Ahlbeck im Münsterland - bald darauf findet man sie erhängt an einem Galgen auf dem gleichnamigen Hügel.

Selbstmord

Kommissar Heinrich Tenbrink soll den Fall untersuchen, obwohl alles auf Selbstmord hindeutet, sein Kollege Maik Bertram soll ihn unterstützen. Der Haken ist - Tenbrink verwirft die Selbstmord-Theorie recht schnell und mit seinem münsteraner Sturschädel bleibt er standhaft dabei, dass es hier um mehr geht und ermittelt weiter. Wie schon so oft verlässt er sich auf sein “Bauchgefühl”, denn das hat ihm noch immer den richtigen Weg gewiesen.

Erinnerungslücken

Von Tenbrinks gesundheitlichen Problemen wissen nur wenige oder nur wenige sagen etwas dazu. Sein Gedächtnis wird zusehends schlechter, hat er zu Anfang nur mal Namen vergessen, vergisst er im Laufe des Buches schon mal ganze Tage. Sein Kollege Bertram versucht zwar ihn zu decken, so weit es geht, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis seine Erinnerungszettelchen Tenbrink verraten.

Details

Ich fand es auf jeden Fall wirklich bewundernswert, wie Tenbrink es hinbekommen hat, sich all die komplizierten Details des Falles zu merken. So viele verschiedene Menschen spielen eine Rolle, manche davon sind selber schon eine Weile tot, so viele Lügen sind im Umlauf, da fällt es selbst mit einem funktionierendem Gedächtnnis schwer, den Überblick zu behalten. Gegen Ende hat es ja dann auch bei Tenbrink nicht mehr so gut funktioniert…

Sturschädel

Tenbrink, dieser alte Sturschädel, hat auf jeden Fall mein Herz erobert :-) Eigentlich ist er gar nicht besonders nett oder besonders sympathisch - trotzdem habe ich ihm die Daumen gedrückt, dass er seine Gesundheit wieder in den Griff bekommt. Er erinnert mich ein bisschen an Wilsberg, der ja auch in Münster ermittelt. Zwar ist dessen Gedächtnis besser, aber sie haben irgendwie die gleiche unnachahmliche Art :-)

Gut gelungen

Wie auch immer Tenbrink das hinbekommen hat, ich habe mich jedenfalls prächtig unterhalten gefühlt. Der gesamte Fall war kompliziert erdacht, Vergangenheit und Gegenwart waren immer wieder ineinander verflochten, es gab reichlich Puzzlestücke, die ich als Leser irgendwann einfügen konnte und somit quasi selber ein Teil des Ermittlerteams wurde. Durch die immer wieder eingefügten kleinen plattdeutschen Redensarten bekam das Ganze noch ein bisschen mehr Authentizität und persönlich fühlte mich immer mal wieder an meine Oma erinnert :-)

Mein Fazit:

Galgenhügel ist der Auftakt einer Krimireihe aus dem Münsterland, die auf Anhieb meine Herz erobert hat. Ich mag die Story, ich mag die Ermittler, ich mag die Münsterländer und freue mich jetzt auf den nächsten Band mit dem Titel Totenbauer :-)