Rezension

Wenn das Schlachten vorbei ist – Tom Coraghessan Boyle

Wenn das Schlachten vorbei ist - Tom Coraghessan Boyle

Wenn das Schlachten vorbei ist
von Tom Coraghessan Boyle

Endlich wieder ein neuer Roman von T.C. Boyle! Und auch noch ein wirklich guter! Er hat darin eines seiner ältesten Themen weiterentwickelt: Den Einfluss des Menschen auf Tiere und Natur.

Auf den Inseln vor der Küste von Santa Barbara liefern sich Umweltschützer einen erbitterten Kampf:

Auf der einen Seite steht Alma, eine Biologin, die in offiziellem Auftrag das dort aus dem Gleichgewicht geratene Ökosystem wiederherstellen soll. Dazu will sie Ratten vergiften, um den nahezu ausgerotteten Vögeln auf der Insel die Chance zu geben, zu überleben. Sie ist also dazu bereit, weltweit vertretene Arten zu eliminieren, um einheimische Arten zu retten.

Auf der anderen Seite steht Dave, ein radikaler Tierschützer, der eine eigene Tierschutzbewegung gegründet hat. Sein Credo lautet: Du sollst nicht töten. Er will jegliche Art von Tierleben erhalten, auch wenn er dafür zu illegalen Mitteln greifen muss. So setzt er sich zum Ziel, gegen Almas Methoden vorzugehen und erst aufzugeben, “wenn das Schlachten vorbei ist”.

Beide wollen also die Welt retten – wenn auch mit völlig unterschiedlichen Ansätzen. Doch mit einer Sache hat keiner der Fraktionen gerechnet: Dass die Natur unberechenbar und unbeherrschbar bleibt.

Der Roman wirft einige Fragen auf: Inwieweit darf sich der Mensch, die selbsternannte “Krone der Schöpfung”, in den Lauf der Natur einmischen? Gibt es wertvolle und weniger wertvolle Tiere? Doch die Genialität von T.C. Boyle besteht darin, dass er dem Leser keine Antworten auf diese Fragen gibt. Er will nicht belehren, der Leser soll sich seine eigene Meinung bilden. Er erzählt nicht die klassische Geschichte von Gut und Böse, alle Figuren sind mehrschichtig und haben somit ihre hellen und dunklen Seiten.

Wie im wahren Leben eben. – Sehr empfehlenswert!