Rezension

Wenn die Seele schreit

Tief im Schatten -

Tief im Schatten
von Viveca Sten

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem mich vor gut einem Jahr mit KALT UND STILL der erste Fall der Ermittlerin Hanna Ahlander bereits begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, was im beschaulichen Skigebiet Åre weiter vor sich geht. Vor allen Dingen, wie sich Hanna ins Ermittlerteam einfügt und Daniel den Spagat zwischen Job und Familie schafft.  
Seit der letzten Mordermittlung von Hanna und Daniel sind erst zwei Monate vergangen, als nahe der norwegischen Grenze ein Toter im Schnee gefunden wird. Es handelt sich um Johan Andersson, ein Klempner, der in jungen Jahren in der Ski-Nationalmannschaft war, auf brutalste Weise zu Tode gekommen. Wer hatte solch einen Hass auf diesen Mann, der von allen gemocht wurde? 
In einem anderen Erzählstrang lerne ich die junge Rebecka kennen, ein Mitglied der Gemeinde LICHT DES LEBENS, die streng gläubig nach der Bibel lebt. Vor 8 Jahren wurde sie mit dem deutlich älteren Hilfspastor Ole Nordhammar verheiratet. In der Gemeinde haben die Frauen keine Rechte, ihre Aufgabe ist es dem Mann zu dienen und sich um Heim und Kinder zu kümmern. Dass Rebecka auch nach Jahren immer noch nicht schwanger ist, lastet auf ihr wie ein Fluch. Ole lässt sie dieses Versagen deutlich spüren. Je mehr Zeit vergeht, desto härter werden die Strafen. 
Eine Zeit lang habe ich hin und her überlegt, was die beiden Erzählstränge gemeinsam haben. Wunderbar, wie die Autorin es geschafft hat, mich als Leserin dem Ganzen in winzigen Schritten zu folgen. Es wird nie zu viel verraten, so dass der Spannungsbogen gespannt im oberen Segment bleibt. 
Im Laufe der Ermittlungen schießen sich Hanna und ihr Kollege Daniel auf einen augenscheinlich Verdächtigen ein, bis zu einem Unglück, nach dem auch andere Personen in den Fokus geraten. 
Auch bei diesem zweiten Band mochte ich wieder die besondere Atmosphäre, die das Gebiet des Polarkreises mit seiner Eiseskälte und viel Dunkelheit verbreitet. Über der ganzen Ermittlung lag ein kalter Schatten, der auch mich stark frösteln ließ. Neben einer spannenden Ermittlung mit ständig neuen Wendungen habe ich auch mehr über die Charaktere Hanna und Daniel erfahren. Sie sind mir derart vertraut geworden, dass ich das Gefühl habe, schon lange mit ihnen befreundet zu sein. Hanna hat eine extrem gute Intuition, die ihr auch bei diesem Fall zu Gute kommt. Daniel lebt für seinen Job als leitender Ermittler und doch versucht er alles um ein guter Partner und Vater zu sein, trotzdem kommt es zu Missstimmungen mit seiner Freundin Ida. 
Auch Anton, ein Mitglied des Ermittlerteams, gerät in einen Gewissenskonflikt bei diesem Fall und ich bin gespannt, ob es sich zum Guten wendet. Hier muss ich mich jedoch bis zum nächsten Band gedulden. 
Kurioserweise hatte ich schon früh einen vagen Verdacht, dann wieder verworfen, am Ende habe ich mit meinem laienhaften Spürsinn aber richtig gelegen. Dennoch war dieses Buch von vorne bis hinten spannend und hat mich sehr begeistert. Volle 5 Sterne und eine ganz klare Weiterempfehlung. Vielen Dank VIVECA STEN, ich warte dann auf ein Wiedersehen in Åre.

Mein Fazit: 
Auch der zweite Band klirrt vor Kälte und besticht durch seine ganz besondere Atmosphäre. Hervorragende Ermittlungsarbeit und tolle Charaktere. Viveca Sten schafft es ohne knallharte Action dermaßen zu fesseln. Ein absoluter Genuss.