Rezension

Wenn man Worte fühlen könnte...

Die Leiden des jungen Werthers - Johann Wolfgang von Goethe

Die Leiden des jungen Werthers
von Johann Wolfgang von Goethe

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem über 230 Jahre alten Klassiker geht es um ein Thema, das immer aktuell sein wird: die Liebe! Es geht um Sehnsucht, Leid und unerfüllte Liebe, die im Suizid endet. Der angehenden Rechtsanwalt Werther, begegnet auf einer Tanzveranstaltung der schönen Lotte und die beiden stellen sofort eine Seelenverwandtschaft fest, als ein Gewitter aufzieht und beide dies mit einem Gedicht von Kloppstock verbinden. Werther verliebt sich unsterblich in Lotte, doch diese ist bereits mit Albert verlobt.

"Was soll diese tobende endlose Leidenschaft? Ich habe kein Gebet mehr als an sie; meiner Einbildungskraft erscheint keine andere Gestalt als die ihrige, und alles in der Welt um mich her sehe ich nur im Verhältnis mit ihr."

Obwohl auch sie sich zu Werther hingezogen fühlt, weist sie seine Annäherungsversuche zurück. Als Albert von einer Geschäftsreise zurückkehrt, wird Werther bewusst, wie hoffnungslos seine Liebe ist und so verlässt er die Stadt um für einen Gesandten zu arbeiten. Doch er kann sich nicht mit der strengen Gesellschaftsordnung des Adels arrangieren und so kehrt er zurück nach Wahlheim, der Stadt in der Lotte lebt, die inzwischen mit Albert verheiratet ist. Werther hat Lotte nie vergessen können und besucht sie in Abwesenheit von Albert um ihr Ossian-Gedichte vorzulesen. Dabei kommen erneut starke Gefühle hervor und die beiden umarmen und küssen ich. Doch Lotte, die an den Konventionen ihrer Zeit festhalten will, schließt sich daraufhin im Nebenzimmer ein und eröffnet Werther, dass sie ihn nicht wieder sehen will. Um Lotte, die hin und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für Werther und der Ehe mit Albert ist, aus diesem Zwiespalt zu befreien und einen Ausweg aus seiner schmerzlichen Sehnsucht nach Lotte zu finden, beschließt Werther sich das Leben zu nehmen. Von seinem Knecht lässt er sich unter einem Vorwandt die Waffen von Albert ausleihen und erschießt sich damit.

Die Geschichte der unerfüllten Liebe des Werther liegt in Form eines Briefromans vor. Goethe erzählt die Gefühle der anfänglichen Liebe und Leidenschaft, die immer mehr in Verzweiflung und Schmerz enden, so emotional und intensiv, dass ich vollkommen mit Werther mitfühlen konnte. Wenn man Worte fühlen könnte, so würde der Leser den Schmerz der unerfüllten Liebe hautnah spüren. Es ist unvostellbar, was diese wundervolle Sprache des Textes alles vermag. Man liebt und leidet von der ersten is zur letzten Seite mit.

"Sie sieht nicht, sie fühlt nicht, dass sie ein Gift bereitet, das mich und sie zugunde richten wird; und ich mit voller Wollust schlürfe den Becher aus, den sie mir zu meinem Verderben reicht. Was soll der gütige Blick, mit dem sie mich oft - oft? - nein, nicht oft, aber doch manchmal ansieht, die Gefälligkeit, womit sie einen unwillkürlichen Ausdruck meines Gefühles aufnimmt, das Mitleiden mit meiner Duldung, das sich auf ihrer Stirne zeichnet?"

Besondes tragisch fand ich es, dass Werther sich mit der Pistole seiner Konkurrenten Albert erschossen hat und Lotte diese Waffe dem Knecht Werthers ausgehändigt hat, obwohl sie dabei ein ungutes Gefühl hatte. So scheint es fast, dass er durch die Hand Lottes gestorben ist.

Die Leiden des jungen Werther enthält sehr viel biografische Details von Goethe. Dieser hatte sich mit 22 Jahren in die 19-jähige Lotte Buff verliebt, die jedoch seit 4 Jahren verlobt war. Um seine Gefühle für sie zu verdrängen verließ Goethe genau wie Werther die Stadt. Als Vorlage für den Selbstmord Werthers gilt die Lebensgeschichte eines Studienkollegen Goehtes, der ebenfalls verliebt in eine bereits vergebene Frau war und sich aus lauter Verzweiflung das Leben nahm. Nach der Veröffentlichung des Werkes grassierte das sogenannte 'Werther-Fieber". Viele ebenfalls unglücklich Verliebte nahmen sich nach dieser Lektüre das Leben, was wohl nochmals verdeutlicht wie gut es Goethe gelungen ist die Gefühle und Leiden des Werther dem Leser nahe zu bringen.

Fazit:
Es git meiner Ansicht nach kaum ein besseres Buch, dass Gefühle so gut rüberbringt wie Die Leiden des jungen Werther und jeder sollte es mindestens einmal im seinem Leben gelesen haben.