Rezension

Wer Band 1 mochte wird von Band 2 schwer die Finger lassen können

Adrian Mayfield, Versuch einer Liebe - Floortje Zwigtman

Adrian Mayfield, Versuch einer Liebe
von Floortje Zwigtman

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 
London 1894... Während Adrian im siebten Himmel schwebt und endlich seine Liebe zu dem jungen Maler Vincent ausleben kann, bahn sich langsam eine Dunkle Wolke aus Verrat und Intrigen, deren Ausmaß keinem der Beteiligten klar ist... Oscar Wilde glaubt gewinnen zu können doch der  Baron Queensberry hat einen Trumpf im Ärmel und wird damit alle in den Abgrund reißen. Auch Adrian weiß das dann nichts mehr so sein wird wie es einmal war. Denn Vincent kann der Wahrheit nichts ins Auge sehen und kommt mit seinen Gefühlen nicht wirklich ins Reine. Kann Adrian in davon abhalten seine Gefühle wieder zu verleugnen? Und was ist wenn der Prozess immer größere Ausmaße nehmen wird? Derweil schafft es auch Adrian nicht länger sich den Erpressern gänzlich zu entziehen... Es scheint als ob damit auch das Schicksal seiner Liebe besiegelt ist. Wie wird Vincent sich entscheiden?... 

Meine Meinung: 
Ich fühle mich ein wenig wie im Rausch.*g* Normalerweise verdrehe ich bei Mehrteilern inzwischen nur noch die Augen und wende mich anderen Romanen zu, aber hier hat es mich so richtig gepackt. Ich konnte es dank Band eins so oder so kaum erwarten mich ein weiteres Mal in die Welt von Adrian ziehen zu lassen. Die Autorin macht hier einfach weiter wie sie in Band eins aufgehört hat. Die Themen werden nun zwar ernster - immerhin steht vor allem auch Oscar Wildes Prozess im Mittelpunkt aber trotzdem bewahrt sie der Geschichte ihren Humor. Wenn er auch manchmal eher bittersüß wird. Mag sein das dem Thema Homosexualität dadurch ein wenig die Leichtigkeit abhanden kommt, aber gerade deshalb wird auch einfach deutlich dass das London des ausgehenden 19. Jahrhundert ein Raues Pflaster war, wenn man den Gesellschaftlichen Ansprüchen nicht genügte, das musste Wilde damals bitter erfahren und hat es nie verkraftet. Und das wo er glaubte als Publikums Liebling über allem erhaben zu sein. Wer hoch fliegt, fällt am tiefsten von allen. Genau diese Stimmung fängt die Autorin grandios ein und verwickelt Adrian einmal mehr gekonnt in die historisch verbürgte Handlung. Einmal mehr ziehe ich meine eigene Biographie von Wilde zu Rate (die Mayfield Romane werden sich bald dazu gesellen *g* ). Und der gute Bosie ist wirklich ein sehr hübscher Bursche gewesen aber auch sehr selbstsüchtig. *g* 
Und dann ist sie da doch noch, die Unruhe und das Unbehagen ob der eigenen Sexualität, aaber und das ist der große Pluspunkt, nicht die Hauptfigur und damit auch die Identifikationsfigur der ganzen Handlung - nach wie vor wird sie in der Ich Person erzählt - sondern Vincent, Adrians Liebster plagt sich mit seinem wahren Ich und seiner Familie. Adrian pfeift auf die Gesellschaft und lebt aus wie er nun einmal ist. Er hat es allerdings insofern einfacher, als das er sich um die Konventionen auch leichter herumschlängeln kann. Trotzdem, gerade hier sieht man auch die Heuchelei die zu Tage tritt. Und das Ende stimmt dann auch so langsam auf Band drei ein den zu lesen ich bereits begonnen habe. *ggg* 

Wieder gelingt es der Autorin Fiktion mit Geschichte zu verbinden und ein lebendiges Bild der Zeit zu zeichnen. Wer wie ich Band 1 sehr mochte kann jedenfalls meiner Meinung nach auch von Band 2 nur schwer die Finger lassen. 
Nur eins sei noch gesagt: Am Ende ist nichts mehr von der Leichtigkeit des ersten Bandes übrig, dafür aber wird es umso interessanter welche Konsequenzen Adrian ziehen wird.