Rezension

Wer den Klapptext liest und mit den ersten paar Seiten anfängt, kann eigentlich nicht ahnen, was für eine gut durchdachte Geschichte dahiner steckt.

Wenn er mich findet, bin ich tot - Elisabeth Rapp

Wenn er mich findet, bin ich tot
von Elisabeth Rapp

3. Februar Ich laufe weg und hinterlasse im Schnee den Abdruck eines Engels mit ausgebreiteten Flügeln. Zwige schlagen mir ins Gesicht. Als ich zurückblicke, führt eine Blutspur durch meinen Abdruck im Schnee. Ich renne davon. Er verfolgt mich. Schreiend aufgewacht.

Klapptext

3. Februar
Ich laufe weg und hinterlasse im Schnee den Abdruck eines Engels mit ausgebreiteten Flügeln. Zwige schlagen mir ins Gesicht. Als ich zurückblicke, führt eine Blutspur durch meinen Abdruck im Schnee. Ich renne davon. Er verfolgt mich.
Schreiend aufgewacht.

Ein Mord erschüttert das Camp im finnischen Noden, in dem Tilly mit zehn weiteren schwer erziehbaren Jugendlichen eine Jugendherberge aus Eis bauen soll. Ein Mord an einem Mädchen, die Tilly bewundert und die sich genauso gestylt hat wie Tilly. Ein Mord, der eigentlich Tilly galt. Das weiß sie ganz genau. Und so lockt sie den vermeintlichen Mörer aufs Eis. Doch der Plan geht nur scheinbar auf. Um den wahren Täter und dessen Motiv zu finden, muss Tilly zurück in ihre Vergangenheit reisen und das düstere Geheimnis um ihre Identität aufdecken...
 

Inhalt und Aufbau

Das Buch ist aufgeteilt in drei unterschiedliche lange Teile, die mit ihren Titeln ziemlich genau und direkt sagen worum es geht, aber auch nicht zu viel veraten. Der erste Teil Polarkreis thematisiert die Ereignisse während der Erlebnispädagogischen Maßnahme zur Entwicklung von Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz und Persönlichkeit im finnischen Norden. 
Tilly, das Siebte von Neun Kindern hatte die Wahl zwischen der Maßnahme und der Jugendpsychiatrie. Die fast 15-jährige entschied sich aber für die Maßnahme. Völlig verwahrlost und irgendwie immer unter Angst glaubt man sie leidet an Paranoia für die es offensichtlich aber keine Erklärung gibt. Als ein Mädchen aus ihrem Camp ermordet im Schnee aufgefunden wird ist sich Tilly sicher: Wer auch immer es war, er wollte sie umbringen. 
Der zweite Teil Ein Mädchen im Herrenhaus setzt unmittelbar an den ersten an und beschreibt alle Ereignisse nach ihrer Rückkehr nach Deutschland. Dabei ist der Titel in mehrer Hinsicht völlig klar und konkret gewählt, verrät aber im Prinzip trotzdem nichts in inhaltlicher Hinsicht. Zusammen mit zwei Jungen aus der Maßnahme wohnt Tilly nun bei einem der Pädagogen. Die Rolle der plötzlichen Musterschüler spielen sie perfekt.
Erst im letzte Teil, der wieder im finnischen Norden spielt und genau den gleichen Titel wie der erste Teil Polarkreis hat, kommt es zur entgültigen Aufdeckung des Täters. Die verwickelte Geschichte ist aber spannend bis zur letzten Seite.
Die Titel der einzelnen Teile können auch mehr oder weniger als eine Art Ortsangabe angesehen werden.
Unterbrochen werden die einzelenn Teile bloß von Tagebuch-Einträgen aus Tillys Panik-Büchern. Vor ein paar Jahren hatte ihr ein Psychologe geraten ihre Albträume aufzuschreiben. Im Buch erhält auch der Leser einsicht in ihre Träume. Nicht immer chronologisch eingeschoben erfahren wir so auch über Tillys Ängste aus früherer Zeit, die erst im Verlauf des Buches einen Sinn bekommen.

Meine Meinung

Wegen dieses für mich sehr interessanten Titels habe ich mich bereits Mitte Juli an den dtv Verlag gewandt und glücklicherweise positive Rückmeldung für ein Lese-Exemplar bekommen. Den Klapptext fand ich sehr ansprechend, gerade weil es nicht in Deutschland spielte und ich den Hintergrund mit der Maßnahme in Finnland sehr spannend fand. Wie bauen den Jugendliche eine Jugendherberge aus Eis? Technisch erfuhr man dazu natürlich nur am Rande ein paar Dinge, aber die Idee fand ich schon mal sehr exotisch. Ich hatte mir natürlich erhofft, dass auch dann das gesamte Buch im finnischen Norden spielt, aber auch wenn dem dann nicht der Fall war, wurde ich keine Seite enttäuscht.
Die Verwicklungen der Hauptcharaktere Tilly und ihren beiden Freunden Paolo und Kolja, zwei weiteren Problemkindern waren sehr interessant zu verfolgen und an keiner Stelle unrealistisch. 
Was eben auch nicht 0815 war, war das zusammentreffen der Jugendlichen im Rahmen einer Maßnahme, kein Sommercamp oder einfach Schulfreunde. Trotz ständigen aneckereien hatten die drei eine Ebene auf der sie sehr gut als Team agieren konnten. Die Entwicklung des Vertrauens zwischen den einzelnen Charakteren war über die Monate hin sehr gut durchdacht und machte eben nicht den Eindruck wie eine Kindergartenbeziehung wo es einfach mal hieß: Lasst-uns-Freunde-sein. Denn trotz allemm handelte es sich bei den dreien ja um Problemkinder, die nicht ohne Grund als solche bezeichnet wurden.
 Die Entwicklung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Wer den Klapptext liest und mit den ersten paar Seiten anfängt, kann eigentlich nicht ahnen, was für eine gut durchdachte Geschichte dahiner steckt. Lediglich die letzten paar Seiten gingen mir ein wenig zu schnell, aber das tat letztlich dem Gesamtpacket nichts ab.
 

Abschließendes Fazit

Auch wenn es sich bei Wenn er mich findet, bin icht tot um ein Kinder- bzw. Jugendbuch handelt, hat es den Titel Thriller doch durchaus verdient. Ich fand das Buch bis zur letzten Seite hin spannend und gut unterhaltsam. Die sehr unterschiedlichen Charaktere lockerten die Stimmung zwischendurch immer mal wieder auf. Das Buch ist absolut empfehlens- und lesenswert für alle Spannungsliebhaber.