Rezension

Wer nie genug hat, ist immer arm. (Deutsches Sprichwort)

Club Paradies - Im Glanz der Macht -

Club Paradies - Im Glanz der Macht
von Caren Benedikt

Bewertet mit 5 Sternen

1976 Berlin. Der erfolgreiche Immobilienmagnat Hanns Borchardt ist in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund, er ist ein Macher und hat als tyrannisiert als skrupelloser Geschäftsmann nicht nur seine Familie. Für ein luxuriöses Leben in der großen Statusvilla müssen Ehefrau Maria sowie die Kinder Hanna und Holger so einiges über sich ergehen lassen. Während Maria von Hanns die Nase voll hat, sich aber weiterhin von ihm manipulieren lässt, rebelliert Holger gegen seinen Vater und zieht mit seinem Studienfreund Thomas zusammen. Die 18-jährige Hanna drängt es hinaus in die Freiheit, doch sie will Mutter und Bruder nicht im Stich lassen. Die Bekanntschaft mit der jüdischen Club-Paradies-Besitzerin Lea Stern lässt Hanna allerdings von einem selbstbestimmten Leben träumen. Was Hanna nicht weiß: Lea Stern könnte der Sargnagel für die großspurige Geschäftsfassade ihres Vaters sein…

Caren Benedikt hat mit „Im Glanz der Macht“ den Auftaktband für ihre Dilogie „Club Paradies“ vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine unterhaltsame Zeitreise ins Berlin der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entführt, sondern auch mit der ausgezeichneten Verflechtung von belegter Historie und Fiktion überzeugen kann. Der flüssige, bildgewaltige und empathische Erzählstil katapultiert den Leser mitten hinein in die Familie Borchardt, um aus unterschiedlichen Blickwinkeln die einzelnen Mitglieder sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Hanns Borchardt ist ein Tyrann wie aus dem Lehrbuch. Als Kind einfacher Leute aufgewachsen, giert er nun als Erwachsener nach immer mehr: Ruhm, Erfolg, Ansehen, Geld. Alles spielt nach seinen Regeln, wie es seiner Familie oder anderen damit geht, ist ihm völlig egal. Hanns ist ein Betrüger – mehr Schein als Sein - der bisher Glück gehabt hat, sich nicht das Genick zu brechen mit seinen unlauteren Machenschaften. Wie gut, dass wenigstens Maria, Hanna und Holger zusammenhalten, wobei jeder auf die eigene Weise versucht, seinem Leben Zugeständnisse abzutrotzen. Am erfolgreichsten ist Holger, der den heimischen vier Wänden den Rücken kehrt, um auf eigenen Beinen zu stehen. Der Kontakt zur RAF allerdings lässt den Leser schon sorgenvoll die Stirn runzeln. Hanns‘ Art kann bei der Nachtclub-Besitzerin Lea allerdings nicht landen, dafür hat sie zu hart gearbeitet, um sich von ihm die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Benedikt hat nicht nur sehr gut recherchiert und die historischen Fakten mit ihrer Handlung verwoben, sondern versteht es auch exzellent, die Spannung in ihrer Geschichte immer weiter in die Höhe zu treiben, so dass dem Leser die Seiten nur so um die Ohren fliegen.

Die Charaktere wirken mit ihren menschlichen Ecken und Kanten lebendig und authentisch, der Leser folgt ihnen auf Schritt und Tritt, um ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter zu schauen. Hanns ist ein machtbesessener und manipulativer Mann, der sich hinter seinen kalten Drohgebärden versteckt. Er ist ein Blender und Widerling, der allen etwas vormacht immer mit der Angst im Nacken, dass jemand ihn durchschauen könnte. Maria hat nicht die Kraft, der Hölle zu entkommen, während Holger ein Mann der Tat ist und seine Sachen packt. Hanna ist hin- und hergerissen, lässt Mutter und Bruder nicht im Stich, will aber auch ihre Träume leben. Lea Stern ist eine geheimnisvolle und schillernde Persönlichkeit. Sie ist hart im Nehmen, lässt sich nicht manipulieren, pfeift auf Konventionen und steht mutig ihre Frau.

„Im Glanz der Macht“ ist nicht nur eine wunderbare Zeitreise ins jüngste vergangene Jahrhundert, sondern überzeugt mit Spannung und sehr gut recherchiertem Hintergrund. Die Mischung aus Fiktion und real basierten Fakten sowie gut ausgestaltete, interessante Charaktere verführen den Leser dazu, das Buch kaum aus der Hand zu legen. Absolute Leseempfehlung für eine tolle Lektüre!