Rezension

Wie eine Auswanderin den zweiten Weltkrieg in Amerika erlebt

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit -

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
von Anna Claire

Es gibt viele Romane, die während des zweiten Weltkriegs spielen. Bisher hatte ich jedoch noch nie einen gelesen, der die amerikanische Sicht und die einer Auswanderin bereits während des Beginns des Krieges wiedergibt, was ich sehr interessant fand.

Als Leser*in wird man einerseits in die Vergangenheit der bereits verstorbenen Luise entführt und erlebt ihren Werdegang mit. Andererseits begleitet man ihre Enkelin June, die das Erbe Luises im Hier und Jetzt antreten und diverse Geheimnisse entdecken darf. Gut gemacht finde ich den Kontrast der beiden Frauen durch die unterschiedlichen Zeitpunkte und die immer wiederkehrenden Parallelen, was z.B. Schauplätze angeht, die man aus den verschiedenen zeitlichen Perspektiven näher betrachtet. Sehr interessant waren für mich auch verschiedenste historische Aspekte, bspw. wie es Auswanderern und Auswandererrinnen erging und auch, wie die verschiedenen Geschlechter oft unterschiedlich gut Fuß in Amerika fassen konnten. Oder auch, wie viele Amerikaner*innen zur damaligen Zeit Juden gegenüberstanden, hat mich überrascht. Darüber hinaus war der Plot gut gemacht, da man oft im Unklaren gelassen wird und auch verschiedenste Geheimnisse gekonnt für Spannung sorgen.

Den Schreibstil empfand ich als überwiegend angenehm und abwechslungsreich. Am manchen Stellen wurden allerdings Passagen gekürzt oder in indirekter Rede wiedergegeben, die ich jedoch als unbedingt wichtig für die Geschichte empfand.

Ein Kritikpunkt waren für mich die Ausgestaltung und Handlung der Figur der June zu Beginn des Romans. Denn sie bleibt anfangs etwas blass, verschmilzt gleichzeitig auch zu sehr mit parallelen Begebenheiten von ihrer und Luises Welt. Zwar entwickelt sich diese Figur im Verlauf der Handlung weiter, jedoch wirken einige Vorkommnisse dann doch etwas konstruiert und vorhersehbar.

Historisch gesehen ist der Roman wirklich lesenswert, um eine andere, amerikanischere Perspektive zum Beginn des zweiten Weltkriegs zu bekommen als dies in vielen anderen Romanen der Fall ist. Da der Roman dazu auch noch recht spannend aufhört, bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.