Rezension

Wie funktioniert das Zusammenleben in der Provinz? So wie in diesem Roman!

Klärschlamm - Antonia Fehrenbach

Klärschlamm
von Antonia Fehrenbach

Von einer Plattform, die den Blick in das Klärbecken erlaubt, bietet sich ihr ein grotesker Anblick: in der Mitte des Beckens schwimmt eine männliche Leiche und der Geruch, der Franziska entgegenschlägt, ist alles andere als angenehm. Die Leitstelle wird ein zweites Mal angerufen und von dort wird die Einschaltung der Mordkommission in Kiel in die Wege geleitet. Ab diesem Moment hat Franziska eigentlich nichts mehr mit den Ermittlungen zu tun, aber sie kann inoffiziell auch nicht die Finger davon lassen. Denn die Person des Ermordeten, eines erfolgreichen Münchner Bauunternehmers, weist viele Verbindungen in das Heimatdorf von Franziska auf.
Es ergeben sich Verbindungen zu einer ganzen Reihe von Personen im Dorf, auch zu den beiden Schwester Lara und Leanthe, die sich früher einmal Lily und Dora nannten, um unnötigen Spekulationen zu ihren Namen zu entgehen.
Von Jochen, ihrem langjährigen Freund, hat sich Franziska vor nicht allzu langer Zeit getrennt, doch er sucht weiterhin den Kontakt und er ist es auch, der ihr Schriftstücke zeigt, die möglicherweise Tagebuchaufzeichnungen des Ermordeten sein können. Es gibt eine Menge „alter Geheimnisse“ im Dorf, die in die Jahre des zweiten Weltkriegs zurückreichen. Und alles sind Menschen, mit denen Franziska auch ungewollt immer wieder in Berührungen kommt. So bleibt es nicht aus, dass sie zum Einen viel mehr zu diesem Fall erfährt als die Beamten in Kiel, andererseits aber auch so viele Fragen entstehen, dass ihre Nachforschungen beinahe einer zweiten Ermittlung nahe kommen.
Dabei droht ihr Gefahr aus zwei Richtungen. Wenn ihr Verhalten und ihre stetigen Nachfragen innerhalb der Polizei bekannt werden, handelt sie sich mit Sicherheit großen Ärger ein. Aber es gibt auch Interessen, die von Personen vertreten werden, die nicht gerade zimperlich sind, wenn es darum geht, unbequeme Zeitgenossen in ihre Schranken zu weisen. Das muss Franziska schmerzhaft erfahren, als sie in einem furiosen Finale in München in die Fänge dieser Gruppierung gerät. Nach ihrer Rückkehr bestätigt sie ihrem Vater, dass all das Geld, das er für Franziskas Karate-Ausbildung aufgewendet hat, doch wohl gut angelegtes Geld war.
Mir hat an diesem Roman gut gefallen, wie es der Autorin gelingt, die Mechanismen einer vermeintlich noch intakten Dorfgemeinschaft aufzuzeigen, die aber alles andere als intakt ist und die verschiedenen Charaktere in ihren sehr unterschiedlichen Gefühlswelten sehr glaubwürdig zu schildern.