Rezension

Wie immer charmant und unterhaltsam

Der Tod setzt Segel -

Der Tod setzt Segel
von Robin Stevens

Bewertet mit 4 Sternen

Dies ist der neunte und letzte Band der Reihe. Einerseits ist es befriedigend, eine Serie irgendwann abzuschließen. Das bedeutet ja offenbar, dass die Autor*innen alles richtig gemacht haben und bis zuletzt zu fesseln wussten. Auf der anderen Seite fällt es natürlich schwer, liebgewonnene Figuren ziehen zu lassen. Und in diesem Fall fällt es wirklich schwer. Immerhin (ein kleiner Trost!) hat Robin Stevens für 2022 schon eine neue Buchreihe angekündigt hat, in welcher Hazels kleine Schwester May im Zentrum stehen wird. Also werden wir vielleicht noch einmal von Hazel Wong und Daisy Wells hören.

Aber erst einmal wird Abschied gefeiert: Welcher Ort bietet sich dafür besser an, als ein Kreuzfahrtschiff in Ägypten, incl. einem „Tod auf dem Nil“. Robin Stevens spart auch im letzten Band nicht mit Anspielungen und Bezügen zu ihrem großen Vorbild Agatha Christie.

Unter den Schiffsreisenden befindet sich eine kleine Gruppe reicher Leute, die einem seltsamen religiösen Kult frönt. Ihre Mitglieder geben vor, Reinkarnationen ägyptischer Königinnen und Könige zu sein. Besonders sympathisch ist niemand aus der Gruppe. Am allerwenigsten ihre übellaunige Anführerin, Theodora Miller. Dass diese schon bald mausetot ist, überrascht daher nicht. Trotzdem muss der Mord natürlich aufgeklärt werden.

Wie schon im letzten Buch („Eine Prise Mord“), fand ich die Verdächtigen teilweise etwas ungenau entworfen und einige Szenen leicht chaotisch, was vielleicht auch an der Fülle der Figuren lag. Neben den Mitgliedern der ominösen Hauch-des-Lebens-Gesellschaft, haben George, Alexander, Amina El Maghrabi, die halbe Familie Wong und mehrere Bedienstete einen Auftritt. Mit der Zeit konnte ich aber komplett in die Geschichte eintauchen, die Szenerie wurde immer deutlicher und spannender.

Für die beiden Heldinnen, Daisy und Hazel, hätte ich mir – gerade im letzten Teil – noch mehr Interaktion gewünscht. Da gab es einige Bücher der Reihe, in denen ihre Beziehung, ihre Stärken und Schwächen, intensiver und interessanter dargestellt worden sind. Dennoch wirken die beiden glaubwürdig und natürlich.

Was auch daran liegt, dass Autorin Robin Stevens ein gutes Gespür für Dinge hat, die für Leser*innen im Alter von Hazel und Daisy (12 – 15 Jahre) relevant sind. Es geht (neben der Detektivarbeit) um die Entdeckung der eigenen Sexualität, auch um Diversität, Gleichberechtigung, um Abgrenzung von der Erwachsenenwelt und unterschwelligen, manchmal offenen Rassismus. Diese Motive haben sich mehr oder weniger durch alle Bücher gezogen, ohne jemals altklug oder aufdringlich daherzukommen. Sie fügten sich stets leicht und locker in die Geschichten ein.

Das Drum und Dran des Mordes ist mal wieder äußerst kniffelig. Es wird geschlafwandelt, belauscht und kombiniert, was das Zeug hält, so dass das Mitraten großen Spaß macht. Und auch die Auflösung ist klasse. Leider gab es gegen Ende noch einen Handlungsschlenker, der mir unnötig erschien, was wohl einer Referenz an Sherlock Holmes geschuldet ist. Aber okay.

Alles in allem hatte dieser Abschluss minimale Schwachstellen. Gleichzeitig ist er wieder so skurril, rätselhaft und humorvoll, dass man die Reihe mit einem guten Gefühl beenden und (wie in meinem Fall!) schon einmal Mays künftigen Erlebnissen entgegenfiebern kann.