Rezension

Wie immer ein wahreer Lesegenuss

Die Tore des Himmels - Sabine Weigand

Die Tore des Himmels
von Sabine Weigand

Bewertet mit 5 Sternen

Sabine Weigands neues Buch " Die Tore des Himmels", ist ein überzeugendes Bild des Hochmittelalters und stellt die Figur der Elisabeth von Thüringen in ihren Mittelpunkt. Um Elisabeth von Thüringen ranken viele Geschichten, manche wahr, manche erfunden, aber alle dazu angetan Elisabeth von Thüringen als "Heilige "darzustellen, die sie ja letztendlich auch durch die Fürsprache des fanatischen Inquisitors Konrad von Marburg wurde. Fast ihr ganzes Leben widmete Elisabeth diesem Ziel und dies bis zur Selbstaufgabe.

Sabine Weigand lässt zwei Figuren die Geschichte dieser sagenumwobenen Person erzählen. Gisa von Tenneberg, eine fiktive Person, die in diesem Roman eine von Elisabeths Dienerinnen, aber auch beste Freundin ist und Primus, wiederum fiktiv ,ein Junge aus dem einfachen Volk, der durch die Schilderungen seines eigenen Lebens den Unterschied zwischen Arm und Reich sehr gut widerspiegelt.

Elisabeth kommt schon als Kind an den Hof des thüringischen Landesfürsten Ludwig. Aus dem angesehenen Geschlecht der Andechs aus dem "Ungarland" kommend, wird sie schon früh dem ältesten Sohn Hermann als Frau versprochen. Um die Sprache zu lernen und zur echten Thüringerin zu werden, lebt sie schon früh auf der Wartburg . Als allerdings Hermann ,ihr zukünftiger Bräutigam, stirbt, wird sie nicht nach Hause geschickt, sondern an Kindes statt angenommen. Ihr späterer Mann Ludwig, der Bruder Hermanns und zukünftiger Landesfürst, respektiert nicht nur ihren tiefen Glauben und ihre Zuwendung zum einfachen Leben, sondern liebt sie auch über die Maßen, was in einer Zeit in der Ehen nur aus politischen Gründen geschlossen werden, eher eine Seltenheit ist. Ihm schenkt Elisabeth 3 Kinder.

Um Elisabeth von Thüringen und ihre Glaubenseinstellung verstehen zu können, muss man glaube ich versuchen, die heutige Sicht auf die Dinge ausblenden. Der Glaube und auch die Kirche nahmen im Hochmittelalter , in dem dieser Roman spielt, einen anderen Stellenwert ein. Egal ob einfaches Volk , oder Adel, der Glaube war allgegenwärtig und bestimmte das Leben der damaligen Menschen. Die Kreuzzüge, in diesem Buch war es der 5., stehen stellvertretend für diese Zeit, in der es um politische Macht und die Verbreitung des wahren Glaubens ging. Man wollte das Grab Jesu und die Stadt Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen befreien und das Machtgebiet des Staufenkaisers Friedrich des II. erweitern. Dafür ließen Hunderttausende ihr Leben, vorrangig natürlich Menschen aus dem einfachen Volk. Aber auch die Glaubensbewegung der Katharer, oder die Hinwendung zum einfachen, armen Leben innerhalb der Kirche, für die Franz von Assisi und sein Orden steht, lassen Elisabeths Einstellung besser verstehen. Was Sabine Weigand wunderbar verstanden hat ist, die Person der Elisabeth von Thüringen als Menschen zu zeigen. Sicherlich hat Elisabeth ein gottesfürchtiges Leben geführt und viel Gutes getan, aber vieles tat sie aus dem Gedanken heraus, irgendwann heilig gesprochen zu werden und darüber vergaß sie häufig auch ihre Verantwortung gegenüber ihren Kindern und Untergebenen. Ihr fanatisches Vorgehen in manchen Bereichen, das einer Selbsterniedrigung und Selbstzerstörung gleichkommt, würde man heute sicherlich als Psychose bezeichnen, aber man sollte versuchen ihre Person in Kontext zur damaligen Zeit zu setzen, in der dieses Verhalten öfter vorkam.

Wunderbar gefallen haben mir in diesem Buch auch die beiden Erzähler, Gisa und Primus. Gisa erzählt ihre Sicht der Dinge und so kann man die Figur Elisabeth aus einer anderen Perspektive betrachten, in der immer wieder klar wird, dass sie letztendlich auch nur ein Mensch war .Gisa ist gut getroffen und lockert die Geschichte durch ihre Liebesbeziehung ein wenig auf und lässt sie neben der ganzen "Frömmelei" realistisch und lebendig erscheinen. Auch Primus war eine Figur, der meine ganze Sympathie galt. Er erzählt das Leben in dieser Zeit aus Sicht der der einfachen Leute, die häufig nur ums nackte Überleben kämpfen mussten und aufzeigen, dass das Geburtsrecht zu dieser Zeit über Leben und Tod bestimmend war . Aus Sicht des Primus war Elisabeth sicherlich in manchen Fällen Lebensretterin und ihr Tun, mehr als sozial zu nennen, zumal sie dies so stringent verfolgte und es ihr egal war, ob sie den Leuten ihres Standes damit vor den Kopf stieß oder nicht.

Auch politische Intrigen und wie schon erwähnt die Liebe, finden in diesem Buch ihren Platz und lassen ihn zuweilen sehr spannend werden. Frau Weigand hat diesem Roman nicht nur eine gute Recherche vorausgehen lassen, die man bei ihr als Historikerin allerdings immer findet, sondern erleichtert dem Leser durch ein Personenverzeichnis und ein Glossar am Ende des Buches, das Verstehen dieses Romans .

Für mich kann ich nur sagen, dass ich diesen Roman sehr gelungen finde und ich der Figur Elisabeth von Thüringen sehr nahe gekommen bin. Wenn man versucht sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen und die heutige Sichtweise außer Acht lässt, wird man dieses Buch als das genießen können was er ist, ein hervorragender historischer Roman, der diesen Namen verdient.
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