Rezension

Wintersturm und Flockengestöber

Eiswelt - Jasper Fforde

Eiswelt
von Jasper Fforde

Bewertet mit 5 Sternen

Guter Schlaf ist wichtig, vor allem, wenn man sich in eine 3-monatige Winterhibernation begibt. Man sollte sich auch gut vorbereiten, zum Beispiel eine ordentliche Fettreserve anfuttern und, wenn man es sich leisten kann, Morphenox nehmen, für einen tiefen, traumlosen Schlaf. Träumen, oder gar zwischendurch erwachen, kann in dieser Zeit extremer Kälte zum erhöhten Kalorienbedarf führen und mitunter den Tod bedeuten.

Aber die Gesellschaft in Wales ist gut vorbereitet und begibt sich gemeinschaftlich in den Dormitorien in den Schlaf. Bis auf ein paar Ausnahmen. Die Portiers in den Schlafhäusern und die Konsuln überwachen den "Stillstand" in der Winterzeit und sorgen für den reibungslosen Ablauf der Wärmezufuhr und für Recht und Ordnung! Denn draußen treibt sich das Wintervolk herum, zu früh Erwachte und Schurken und die Leute von Hibertec. Sie sammeln die Leute ein, die leider ihren Verstand mit Morphenox eingebüßt haben und nur noch als "leere Hüllen" zu Kannibalen werden.

Eine durchaus gefährliche Eiswelt, in die sich da der junge Charles Worthing als Novize des Konsul-Dienstes begibt. Er vertraut den falschen Leuten, trifft fatale Entscheidungen, zieht die falschen Schlüsse und überhaupt ist nichts so, wie es scheint. Nun sitzt er im gefährlichen Sektor 12 fest und merkt, dass Hibertec mehr als den Tiefschlaf für alle im Schilde führt. Mit Aurora und Toccata hat sich Charlie unfreiwillig zwei Frauen in sein Leben geholt, die ihm selbiges nicht leichter machen. Außerdem wird er von der Gronk verfolgt, einer sagenumwobenen Gestalt, deren Existenz nie bewiesen wurde. Der größte Herausforderung aber ist für ihn, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Fforde erschafft eine Welt von Eis und Schnee, von Winterstürmen und Flockengestöber, in der man gern am wärmenden Ofen sitzt und fingernägelknabbernd Seite um Seite weiterblättert. Es war spannend, gruselig, total einfallsreich, irreführend, gesellschaftskritisch und vor allen Dingen suchterzeugend. Mit 650 Seiten hatte auch ich eine traumlose, weil schlaflose Nacht.

Fforde überrascht mich mit seinen ideen- und gestaltenreichen Welten immer wieder. Mit Witz und Humor lässt er auch ernsthaftere Themen anklingen, wenn man sie denn "sehen" möchte, ansonsten unterhält er leichtfüßig, ohne Wenn und Aber!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 04. Januar 2019 um 16:25

Das klingt phantastisch. Dennoch bin ich wegs NSA ein bisschen zögerlich. Ist es wirklich gut?

Emswashed kommentierte am 04. Januar 2019 um 16:40

Schon mal was von Fforde gelesen? Ähnlich skurril, man muss sich einlassen können... die andere Rezensentin fand es ja nur verwirrend... aber Du schaffst das, Wanda, ziemlich sicher! Eschbach ist gaaaanz anders als Fforde.

wandagreen kommentierte am 04. Januar 2019 um 18:53

Ich habs mal auf die WuLi gesetzt. Siehste: ich prüfe dich jetzt! Das ist jetzt die Vertrauensfrage, hihi. Ich kenne den Autoren nicht. I see, ich muss den weit nach oben in der WuLi setzen, damit ich weiß, wie ich deine Empfehlungen künftig bewerten muss: einmal kann man daneben liegen ;-))).

Paperboat kommentierte am 06. Januar 2019 um 18:26

Jasper Fforde wurde mir mal empfohlen, als ich nach einem neueren Walter Moers in einer Buchhandlung nachfragte. Skurril auf jeden Fall, ein wenig vergleichbar auch mit Moers, auf jeden Fall total lesenswert! =) Eiswelt hab ich noch auf dem Radar, aber erstmal muss ich anderes lesen, hehe.