Rezension

Wo ein Wille ist ...

Jacobs Weg - Tom Diesbrock

Jacobs Weg
von Tom Diesbrock

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dass es mich einen Haufen Geld kosten würde, machte mir am wenigsten Sorge. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich meinen eigenen Motiven trauen konnte. Redete ich mir vielleicht nur ein, die arme Hundeseele retten zu wollen?...“

 

Es ist das Jahr 2013. Der Autor hatte sich zum Schreiben für zwei Wochen ans Meer begeben. Sein Begleiter ist der Mischlingshund Jacob. Bei dem begonnenen Buch geht es einfach nicht weiter. Deshalb entscheidet sich der Autor, Jacobs Geschichte zu erzählen.

Die begann im Dezember 2012 in Vakala in Indien. Dort fielen dem Autor drei junge Hunde am Strand auf. Den kleinsten von ihnen beschreibt er so:

 

„...Wenn er sich auf etwas zu konzentrieren schien, warf sich sein Fell zwischen den Ohren in Falten, und die Ohren rückten ein Stück zusammen, als würde er die Stirn runzeln. Und kleine Fältchen um die Augen ließen ihn manchmal fröhlich, aber meistens etwas traurig-melancholisch gucken...“

 

Zwischen dem Autor und den Hund entwickelt sich langsam ein zartes Band der Zuneigung. Doch der Tag der Abreise rückt stetig näher. Was nun?

Der Autor hat eine interessantes, abwechslungsreiche und informative Geschichte geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist an vielen Stellen von einem feinen humor durchzogen, passt sich aber auch der ernsten Thematik an.

Sehr detailliert werden die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und Einstellungen in Indien und Deutschland dargestellt. Überrascht war ich vor allem Dingen vom Umgang der Inder mit Tieren und von dem Bild, das sich die Einheimischen von europäischen Touristen machen. Andererseits haben die Inder trotz ihre Armut und Probleme oft eine optimistische Lebenseinstellung. Nach einem Gespräch mit dem Kellner Pradesh, der von einem eigenen Restaurant träumt, fasst das der Autor so zusammen.

 

„...Inder sehen wohl generell etwas positiver in die Zukunft als wir Deutschen, glaube ich...“

 

Der Autor will den jungen Hund nach Deutschland zu holen. Dass er sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat, zeigt das Eingangszitat. Doch er hat Menschen an seiner Seite, die ihn den Rücken stärken und ihn bei seinen Plänen unterstützen. Der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich nun dahin, den Weg bis zum Holen von Jacob aufzuzeigen. Es werden sowohl die Gesetze verständlich dargelegt, als auch beschrieben, was das alles für Jacob bedeutet hat und welche Stationen er dabei bewältigen muss. Hier versteht es der Autor, mich an seiner Gefühlswelt teilnehmen zu lassen. Er weiß, dass er dem Hund viel Neues zumutet, sei es den dreimonatigen Aufenthalt in einem Käfig oder die langen Zeiten der Trennung. Außerdem gibt es eine Menge an Unwägbarkeiten. Es ist viel Geduld gefragt. Als die Preise für Dienstleistungen explodieren, reagiert der Autor so:

 

„...Meine Bereitschaft, mich ausnehmen und für blöd verkaufen zu lassen, hatte dann doch irgendwann Grenzen...“

 

Jetzt waren unkonventionelle Lösungen gefragt. Auch in der Heimat ist das eine oder andere vorzubereiten.

Jacobs mögliche Gedanken werden kursiv wiedergegeben und bringen mich ab und an zum Schmunzeln.

Die gewissen Abständen wird die Erzählung durch ein kurzes Verweilen im Jahre 2013 unterbrochen. Hier darf ich erleben, wie gut sich Jacob in seiner neuen Heimat eingelebt hat.

Viele Fotos veranschaulichen das Geschehen und geben den Protagonisten ein Gesicht.

Die Fabel zu Beginn des Buches ist ein gelungener einstieg in die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Erzählung ist stellenweise sehr sachlich und doch emotional dicht. Das Buch bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung!