Rezension

Wunderbar und berührend

Adieu Paris - Daniel Anselme

Adieu Paris
von Daniel Anselme

Drei junge Soldaten kehren an Weihnachten 1956 aus dem fernen Krieg in Algerien nach Hause zurück und sind plötzlich Fremde in ihrer Heimat Paris - die erstaunliche Wiederentdeckung eines fast vergessenen Romas aus Frankreich, der mit Melancholie und Augenzwinkern von einer sehr modernen Erfahrung erzählt.

Die drei Soldaten, Lachaume, Valette und Lasteyrie kehren an Weihnachten 1956 für zehn Tage Heimaturlaub nach Hause, nach Paris zurück. Sie erfahren schnell eine innere Zerrissenheit, keiner ihrer Familienangehörigen oder Freunde kann nachvollziehen, wie es in ihnen aussieht und was sie wirklich empfinden. Sie wurden ihrer Jugend beraubt und werden zurückgeschickt nach Algerien, in einen Krieg, den sie nicht wollen. Der so sinnlos zu sein scheint.

"Paris liebt Soldaten nur von Weitem, wenn sie brav hinter weißen Absperrungen vorbeimaschieren. Kaum kommen sie näher, sieht es voller Geringschätzung über sie hinweg. Keine andere Stadt ist so chauvinistisch und hurrapatriotrisch und zugleich so kultiviert, feinfühlig und auf selbstsüchtige Weise geschmackvoll".

Wenn im Innenraum eines Menschen nichts mehr seinen selbstverständlichen Platz hat, die Welt draußen aber weitermacht wie bisher, entsteht das Absurde. In genau diesen Abgrund stürzen die drei Romanhelden bei ihrem Kurzaufenthalt in Paris.

Daniel Anselme's Original von Adieu Paris erschien 1957 in Frankreich und wurde kein Erfolg. Im Nachwort dieses Buches ist gut und nachvollziehbar  erklärt, warum es damals so gewesen ist. Und es werden im Nachwort viele politische und interessante Hintergründe erwähnt und erklärt, die ich noch nicht wusste und die mich damit sehr bereichert haben.

Der flüssige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, dieser Roman ist mit einer Melancholie versehen, die angenehm ist, nicht schwer und niederdrückend, sondern die durch das Buch fließt und einen einfach mitnimmt.

Man hat oberflächlich gesehen das Gefühl, dass in diesem Roman nicht viel passiert. Aber zwischen den Zeilen und beim Nachsinnen über dieses Buch werden einem so viele Dinge klar vor Augen geführt und öffnen einem den Blick für die Dinge, über die man sich vorher nicht wirklich viele Gedanken gemacht hat.

Ein sehr interessanter, berührender und anregender Roman, der mir sehr gut gefallen hat und den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte.