Rezension

Wunderbare, gut recherchierte Zeitreise in die 1920/30er Jahre in der schönen Eifel

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin -

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Johanna Fuchs wächst als Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie in Trier auf. Zur Volljährigkeit am 21. Geburtstag im Jahr 1920 erfährt sie, dass von der jüngsten Schwester ihres Vaters, Elisabeth, ein Haus in dem kleinen Eifeldorf Altenburg geerbt hat.
Sie hat von dieser Tante Elisabeth noch nie etwas gehört, die bis zu ihrem Tod zurückgezogen als Künstlerin in Altenburg gelebt hat. Johanna wird neugierig und besichtigt das Haus. Ganz schnell wird ihr klar, dass hier ihre Zukunft liegt, denn mit dem Erbe ist die Bedingung verknüpft, dass sie 6 Monate dort leben und sich um die Tiere und den Hof kümmern muss. Gegen den Willen ihrer Eltern, die ganz andere Pläne für ihre Tochter haben, zieht Johanna in die Eifel in das „Haus der Füchsin“.
Die Bewohner von Altenburg gaben dem Hof diesen Namen wegen des Nachnamens von Elisabeth, den ja auch Johanna trägt, und wegen einer Füchsin, die häufig in den Abendstunden oder der Nacht im Garten des Hauses auftaucht.

Johanna, die als wohlbehütete Tochter aufgewachsen ist, muss nun erstmals in ihrem Leben alleine zurechtkommen und sich dabei auch um Haus, Hof und die Tiere kümmern. Aber es ist auch ihre Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer sympathischen Nachbarin Kätt und deren Schwester. Und so lernt sie alles, was sie für ein Leben auf dem Land wissen muss.
Aber sie kommt auch ihrer verstorbenen Tante näher und entwickelt ebenfalls eine künstlerische Ader und fertigt kleinere Kunstwerke an.
Als Johanna der Füchsin aus ihrem Garten in den Wald folgt, trifft sie auf den belgisch-französischen Wildhüter Marc Degré, der ihre große Liebe wird. Johanna bekennt sich endgültig zu ihrem neuen Leben und beschließt, in der Eifel zu bleiben.
Unterstützung oder Verständnis erhält sich aus ihrer Familie nur wenig. Lediglich zwei ihrer Brüder und eine Schwägerin halten Kontakt zu ihr. Der dritte Bruder distanziert sich.
Als Johanna irgendwann hinter das Geheimnis kommt, dass ihrer Tante Lisbeth umgibt, bricht Johanna komplett mit ihren Eltern.

Ich mochte Johanna von der ersten Seite dieses wunderbaren Romans an. Sie zeigt ein Selbstbewusstsein und eine Stärke, die ich von einer jungen Frau in den 1920er Jahren nicht erwartet hätte. Und ihren Entschluss, alleine in die Eifel zu ziehen und das Erbe ihrer Tante anzutreten fand ich ausgesprochen mutig. Sie stellt sich ohne Angst allen Herausforderungen und gewöhnt sich an die schwere Arbeit, die sie nun täglich zu verrichten hat.
Aber auch die anderen Figuren des Romans sind liebevoll gezeichnet und passen gut in die dargestellte Zeitspanne.

Der Roman umspannt die Jahre 1920 bis 1938. Wie wir es von Brigitte Riebe gewohnt sind, hat sie in und rund um die Eifel sehr gut recherchiert und gibt uns ein großartiges Bild über die Lage und das Leben dort in dieser Zeit. Aber auch Städte wie Trier, Köln, Wittlich und Traben-Trarbach sind Schauplätze des Romans.
Über diesen langen Zeitraum von rund 18 Jahren begleiten wir Johanna durch ihr Leben und erleben alle Entwicklungen, die es in dieser Zeit so gibt. Auch die sich verändernde politische Lage im Land ist bis in das abgelegene Dorf in der Eifel spürbar und wir erleben auch dort das Erstarken des Nationalsozialismus mit all seinen schrecklichen Folgen.

In „Das Haus der Füchsin“ erzählt Brigitte Riebe bildgewaltig, emotional und sehr spannend vor dem Hintergrund des realen historischen Zeitgeschehens die Geschichte einer starken jungen Frau. Ich war begeistert von Johanna, die sich gegen den Willen ihrer Familie für ein völlig anderes Leben entscheidet und ganz entschlossen ihren Weg geht. Fasziniert bin ich in Johannas Leben eingetaucht und habe mit ihr gefiebert, gelitten, geliebt und gelacht. 
Ich haben diesen wunderbaren Roman sehr genossen und freue mich auf die Fortsetzung im zweiten Teil und die Rückkehr in die Eifel und das Haus der Füchsin!

Fazit: 5 von 5 Sternen

 

 

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