Rezension

Wundervolle und berührende Geschichte.

Ein Flüstern in der Nacht - Moya Simons

Ein Flüstern in der Nacht
von Moya Simons

Bewertet mit 5 Sternen

Leipzig, in den dreißiger Jahren...
Die kleine Rachel wächst mit ihrerjüdischen Familie in Leipzig auf. Da sie zu Beginn des Krieges noch sehr jung ist, begreift sie noch nicht richtig, was es heißt Jude zu sein und erlebt eine für sie glückliche Kindheit. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als sie mit ihrer Familie gezwungen wird, ihr gemütliches, komfortables Haus zu verlassen und in eines der Judenhäuser zu ziehen.
Als ihre Familie von Soldaten aus derWohnung geholt wird, bekommt Rachel von ihrem Vater die Anweisung, zu bleiben und sich zu verstecken, und er verbietet ihr das Sprechen. Schließlich wird Rachel von einem arischen Ehepaar im Schrank gefunden und von ihnen aufgenommen. Sie erinnern sich an ihren Vater, dem ehemaligen Arzt.
Nach Kriegsende wird die immer noch immer sprachlose Rachel in eines der vielen Waisenhäuser nach England ausgeflogen, die Kriegskinder nach dem Krieg bei sich aufnahmen. Währenddessen versucht das Rote Kreuz verzweifelt, ihre und viele andere Familien zu finden.

Es wurden schon viele Bücher über den Krieg und den Holocaust geschrieben. Was dieses Buch jedoch von vielen anderen unterscheidet ist, dass es von den Personen handelt, die Juden in dieser Zeit vor den Nazis versteckt und beschützt haben. Denn zum Glück waren längst nicht alle Deutschen der gleichen Ansicht wie Hitler. "Ein Flüstern in der Nacht" ist eine sehr berührende Geschichte und handelt von einer Familie, die durch den Krieg zerrissen wurde.
Von einem Tag auf den anderen steht die mittlerweile 9 jährige Rachel ganz alleine da. Ihre Mutter, ihr Vater und ihre große Schwester Miri wurden von den Nazis deportiert. Ihr bleiben nur zwei Erinnerungsstücke, das Tagebuch ihrer Schwester und "der längste Schal der Welt", an dem ihre Mutter gearbeitet hatte.

Auf ihrem Weg begegnen ihr einige großartige und warmherzige Menschen. Beispielsweise die Familie, die sie mit zu sich nahm. Sehr eindrucksvoll fand ich Gertrude, für die im Gegensatz zu ihrem Mann Heinrich und Enkel Freddie, nie in Frage kam Rachel an die Nazis auszuliefern. Freddie ist ein zwölfjähriger Junge und Mitglied in der Hitlerjugend. Für ihn steht der Führerbefehl, Menschen zu melden, die Juden verstecken oder helfen, an erster Stelle.
"Ein Kind ist sie schon, aber kein Mensch!" (Seite108)... war einer der schlimmsten Sätze von ihm. Doch auch er macht eine unglaubliche Entwicklung durch und wird einer von Rachels engsten Freunden.

Rachel ist für ihr Alter und trotz des schrecklichen Schicksals, dass ihr widerfahren ist, ein unglaublich starkes und mutiges Mädchen. Was mich am meisten beeindruckt hat ist, dass sie nie die Hoffnung aufgegeben hat. Schon von Anfang an habe ich sie in mein Herz geschlossen und mit ihr gelitten.

Moya Simons ist es sehr gut und glaubhaft gelungen, die Geschichte aus den Augen eines neunjährigen Mädchens zu schreiben. Ihr Schreibstil ist fesselnd, emotional und sehr berührend. Außerdem hat sie es geschafft, dieses schwierige und vor allem sehr traurige Thema, gefühlvoll und der Altersempfehlung entsprechend umzusetzen.
Sehr gut hat mir auch die zeitliche Abfolge am Ende des Buches gefallen. Dort werden die wichtigsten Ereignisse aus dieser Zeit aufgeführt und erklärt.

"Ein Flüstern in der Nacht" ist eine sehr berührende und wundervoll erzählte Geschichte, über ein Mädchen, das nie die Hoffnung aufgegeben hat und die ich jedem ans Herz legen möchte. Mir wird sie noch lange im Gedächtnis bleiben.