Rezension

Zu Beginn für mich ein bisschen enttäuschend, zum Ende hin aber genial!

Bullet Train -

Bullet Train
von Kotaro Isaka

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ungewöhnlich und absolut überraschend – ein Stoff, an dem Quentin Tarantino seine wahre Freude hätte!

„Obwohl er nicht wusste, in was er da hineingeraten war, schien ihm diese Feindseligkeit nicht normal. Nicht, dass in diesem Zug irgendetwas normal wäre, aber diese Szene schoss definitiv den Vogel ab.“ (ebook, S. 294)

 

Meine Meinung:

Ich muss zugestehen, dass ich am Anfang ein paar Probleme hatte, in die Story hineinzufinden. Das lag wahrscheinlich an den für mich ungewöhnlichen Namen und den schnellen Perspektivwechseln. Doch nach und nach habe ich in den Plot hineingefunden und konnte die einzelnen Charaktere auseinanderhalten. Ein weiters Problem war allerdings, dass mir keine der Figuren so richtig sympathisch wurde, ich zu keinem Charakter eine „Nähe“ entwickeln konnte. Lediglich Nanao, der stets von Pech und Unglück verfolgte „Marienkäfer“, ist mir im Verlauf des Buches bis zu einem Gewissen Grade dann doch noch sympathisch geworden. Und das ist auch gut so, denn Bücher, in denen ich keine einzige Figur mag, haben es bei mir grundsätzlich eher schwer…

Die Spannung war durchaus von Anfang an gegeben, denn in dem mit Höchstgeschwindigkeit durch Japan rauschenden Shinkansen geht es sehr schnell sehr heiß zur Sache und stets weiß man, dass da noch mehr kommen wird. Zu schicksalshaft und merkwürdig sind die Umstände dieser Zugfahrt, und zu gefährlich und latent explosiv sind die Charaktere, die hier drinnen auf Gedeih und Verderb zusammengepfercht sind. Ebenso, wie der Shinkansen unaufhaltsam seinem Ziel entgegenrast, ist einem von Beginn an klar, dass der Plot – ebenso unaufhaltsam - auf eine oder mehrere Katastrophen zusteuert. Das war von der ersten Seite an spannend und unterhaltsam zu lesen, mutete über weite Strecken aber doch ein bisschen überdreht und überzeichnet an.

Noch nach den ca. ersten zwei Dritteln war ich mir absolut sicher, dass dieses Buch mit viel gutem Willen maximal knappe vier Sterne erreichen wird. Doch je mehr sich der Plot dem großen Finale in Morioka nährte, desto mehr hat mich Autor Kotaro Isaka mit donnerschlagartigen Wendungen überrascht, hat einzelne Puzzlestückchen zurechtgerückt und mich staunen lassen über eine Komplexität des Plots, die ich diesem Buch lange Zeit nicht zugetraut hätte. Auf den letzten Metern hat er es geschafft, mich von seinem Buch voll und ganz zu überzeugen und ihm damit doch noch fünf Sterne in der Endbewertung zu sichern. Sehr gekonnt gemacht, Herr Isaka!

 

FAZIT:

Ungewöhnlich und absolut überraschend – ein Stoff, an dem Quentin Tarantino seine wahre Freude hätte!