Rezension

Zu klischeehaft

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Blanca Busquets

Die Woll-Lust der Maria Dolors
von Blanca Busquets

Bewertet mit 2 Sternen

Oma Dolors sitzt, nachdem ein Schlaganfall ihr die sprachlichen Fähigkeiten geraubt hat, im Sessel bei ihrer Familie und strickt. Geistig ist die Oma noch fit, und so bekommt sie durch vielerlei Geräusche, heimliche Telefonate und geflüsterte Gespräche mit, was in der Familie ihrer Tochter Leonor so alles vor sich geht. Manchmal lässt sie dabei vor Schreck ihr Strickzeug fallen.

Fernab von der gegenwärtigen Realität, denkt Dolors über ihr eigenes Leben nach und so wird auch ihre Geschichte erzählt.

Die Autorin umschreibt herzergreifend und ansprechend ein brandaktuelles, gesellschaftlich schwieriges Thema: Die Pflege alter und erkrankter Angehörige. Der Aufruf, diesen Personenkreis völlig normal und menschenwürdig zu behandeln, kommt hier ganz klar zum Ausdruck und das war auch das Einzige, was mir an dem Buch gefallen hat.

Mich haben die vielen Klischees, die in der Handlung in Szene gesetzt wurden, sehr gestört. Nicht nur, dass die Familiengeheimnisse und -tabus vorhersehbar waren, sie traten in einer solchen Fülle auf, dass es unglaubwürdig wurde, und die Idee des Eigentlichen damit verdorben wurde.

Ich hatte mir ein größeres Lesevergnügen versprochen und klappe das Buch nun enttäuscht zu.