Rezension

zu konfus, zu wirr, zu "tiefgründig"

Mr. Sapien träumt vom Menschsein - Ariel S. Winter

Mr. Sapien träumt vom Menschsein
von Ariel S. Winter

Bewertet mit 2 Sternen

Mr. Sapien steht kurz vor der Abschaltung und so macht er sich auf nach Barren Cove, um dort der Hektik der Stadt zu entfliehen. An der englischen Küste angekommen, stößt er auf seine Vermieter und ihre ungewöhnliche Art des Zusammenlebens. Die Asimovs haben ein Geheimnis. Unter ihnen soll der letzte Mensch leben. Für Mr. Sapien, einen bekennenden Menschenfreund, natürlich ein Ansporn, sich näher mit der Familie zu beschäftigten.

Als ich den Klappentext las, dachte ich, dass mich ein Roman darüber erwartet, dass ein Roboter den Sinn des Lebens sucht und ihn dadurch findet, dass er mit einem der letzten Menschen der Erde darüber sinniert.
So verstehe ich zumindest die Zusammenfassung des Klappentextes. Doch schon von den ersten Seiten an befand ich mich in einer Geschichte, die ich nicht so recht verstand. 

Es hat lang gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass es sich gar nicht um die Geschichte von Mr. Sapien dreht, sondern das Buch gespickt ist mit Rückblicken auf die Geschichte der Vermieter der Hütte, in der sich Mr. Sapien eingemietet hat. 

Wir lernen Mary kennen, eine Roboterfrau, die zusammen mit ihrem (Roboter)Vater und ihrem (Roboter)Bruder am Strand in Barren Cove leben. Ihr Vater hat einen kleinen Menschenjungen bei sich aufgenommen. Beachstone. Mary fühlt sich gleich zu dem Jungen hingezogen und kümmert sich rührend um ihn.

Sie kauft in der Stadt bei einem Menschen Lebensmittel ein, hält das Haus sauber, versucht Beachstone ein gutes Leben zu bieten und - da der Junge sehr oft krank ist - pflegt ihn gesund.

Marys Bruder Kent ist jedoch eifersüchtig auf den Menschenjungen und fängt an, seine Schwester und auch den Jungen zu schikanieren, jedoch immer wieder gebremst von Marys Vater. Als dieser "stirbt" und abgeschaltet wird, zeigt Kent sein wahres Gesicht. 

So weit, so gut. Doch dann wird es total verworren. Abwechselnd gibt es Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, jedoch erst erkennbar, wenn man schon einige Zeilen oder gar Absätze gelesen hat. Dabei wird aus Mr. Sapien, der ja laut Titel anscheinend eine Hauptfigur ist, immer mehr an den Rand gedrängt. Er ist eigentlich gar nicht wichtig für die Geschichte.

Außerdem verwirrten mich die Aussagen der einzelnen Charaktere. Mary zum Beispiel kümmert sich rührend um Beachstone und beschützt ihn, ist aber zeitgleich so naiv, nicht zu sehen, dass ihr Bruder Kent etwas im Schilde führt, obwohl er keinen Hehl daraus macht, dass er Beachstone nicht mag.

Dann ist mir auch der Sinn der ganzen Geschichte nicht so klar. Es gab viele Ungereimtheiten und auch meist keine Erklärungen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie die Roboter aussehen. Die Beschreibung des Dörfchens Barren Cove war auch sehr spärlich. Außer dem Strand und einer Straße mit Geschäften im Dorf sowie einer "Kneipe" für Roboter erfuhr man fast gar nichts.

Außerdem ergaben manche Szenen für mich einfach keinen Sinn. So lernt Mr. Sapien eine Roboter-Clique kennen, die ihn dazu verleitet, "Drogen" zu nehmen (Drogen in Form von Chips bzw. Sims, die in den dafür vorgesehen Slot eingeführt werden und Halluzinationen verursachen). Warum ist das für die Geschichte wichtig? Welche Aussage steckt dahinter?

Ich kam einfach mit der Erzählweise des Autors nicht klar. Ständige Zeitenwechsel, ungenaue Erklärungen, konfuse Szenen. Es war einfach nicht meins.

Im Grunde wird eine Familiengeschichte erzählt, eine tragische Geschichte voll Eifersucht, Liebe, Zuneigung, Neid, Intrigen. Und doch wird wiederum gar nichts erzählt, da einfach nicht richtig etwas passiert. Zusammenhanglose Szenen werden aneinandergereiht. Es entsteht der Eindruck, als hätte der Autor vergessen, den roten Faden einzubauen. 

Fazit:
Die Grundidee fand ich sehr ansprechend, die Umsetzung konnte mich nicht überzeugen.