Rezension

Zu viel des Guten...

Vermählung - Curtis Sittenfeld

Vermählung
von Curtis Sittenfeld

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext: „Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre fünf Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor kurzem als Bachelor in der Fernsehshow 'Vermählung' vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen beide nicht voneinander lassen zu können. Und dann wären da ja noch die drei anderen hoffnungslosen Single-Töchter...

In „Vermählung“ präsentiert die Autorin Curtis Sittenfeld über 576 Seiten eine moderne Interpretation des Klassikers „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen.

Aufgeteilt ist das Buch dabei in zwei große Teile und insgesamt 181 Kapitel. Dementsprechend fallen die Kapitel relativ kurz aus, was mir nicht ganz so gut gefallen hat. Den Schreibstil der Autorin habe ich dafür aber als sehr angenehm empfunden, so dass sich das Buch trotz der recht vielen Seiten durchaus locker weglesen ließ.

Inhaltlich konnte mich der Roman jedoch leider nicht überzeugen.

Um mal das Positive zuerst zu nennen, es ist der Autorin hier grundsätzlich gelungen, die Originalhandlung und die Charakterzüge der Figuren in die moderne Zeit zu übertragen. Dies zwar nicht konstant bei allen Aspekten der Geschichte, aber dennoch ließ sich die Vorlage hier gut erkennen. Gerade zu Beginn des Buches hat mich das doch positiv überraschen können. Zwar konnte ich mich nicht so richtig auf Anhieb mit den Charakteren anfreunden, die Lektüre hat aber – nicht zuletzt dank des gut eingearbeiteten Humors – Spaß gemacht und ich habe das Geschehen interessiert verfolgt.

Allerdings waren ausgerechnet Liz und Darcy hier irgendwie doch eine herbe Enttäuschung für mich. Sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel ließen sie für mich eindeutig den Charme vermissen, der sie im Original ausmacht. Nur über einen ziemlich kurzen Teil des Romans wirkten sie auf mich authentisch und auch zusammen wirklich sympathisch. Schade, denn eigentlich macht ihre Geschichte doch einen zentralen Teil der Handlung aus.

Damit war es für mich aber leider noch nicht genug der Enttäuschung, denn was als durchaus noch irgendwie gelungene Neuerzählung begann, driftete im letzten Abschnitt immer mehr ins Lächerliche ab. Es ist ja schön und gut, dass die Autorin in ihrer Interpretation zahlreiche moderne Themen aufgreift und in die Geschichte einarbeitet, an einem Punkt war es doch aber eindeutig zu viel des Guten und wirkte dadurch einfach nur noch überladen und übertrieben. Besonders nach dem doch recht gelungenen Beginn war das sehr schade.

Fazit: Neuerzählung eines Klassikers, die mehr moderne Themen als nötig aufgreift und gerade zum Ende hin leider nur noch übertrieben wirkt!