Zu viel Roman, zu wenig Krimi. Mit Liebe zum Detail.
Bewertet mit 3.5 Sternen
Wie der Klappentext schon ankündigt, ist die Story von vornherein nicht so effekthascherisch angelegt wie zum Beispiel bei einem Thriller. Sie braucht länger, um Fahrt aufzunehmen, was auch so von der Autorin beabsichtigt ist.
Sie nutzt die Zeit um ihre Figuren zu entwickeln, deren Beziehungen zu Beleuchten und auszubauen und auch um den Leser mit der Welt und der Gesellschaft der 20er Jahre vertraut zu machen.
Emma Schumacher ist eine ruhige, etwas schüchterne Protagonistin, die im Laufe der Geschichte eine relativ starke und interessante Wandlung durchläuft. Sie vermittelt dem Leser einen guten Eindruck einer wohlerzogenen jungen Dame der 20er Jahre.
Und auch die anderen Figuren sind passend und sehr liebevoll ausgearbeitet und vermitteln eine gute Vorstellung von gesellschaftlichen Zwängen, der Rollenverteilung und auch von Vorurteilen von damals.
Dass die Autorin eine Fortsetzung beabsichtigt, zeigt sich in der ausführlichen Anlegung der Protagonisten sowie auch der Nebenfiguren, die bis ins Details ausgearbeitet sind.
Natürlich spielt auch die Handlung an sich in einem solchen Roman eine große Rolle.
Allerdings kam mir diese Streckenweise etwas zu kurz, bzw. hat sich wirklich sehr viel Zeit gelassen.
Natürlich erwartete ich keine Blitz-Wandlung von Emma, sondern eher einen schönen Knobelroman bei dem auch andere Figuren in den Vordergrund treten dürfen. Aber leider ist jegliche Handlung um das Verschwinden des Professors immer wieder durch romantisches Geplänkel und gesellschaftliche Aktivitäten verdrängt worden.
Bei Emmas drittem oder viertem Anlauf, sich auf die Suche zu machen habe ich dann schon fast nicht mehr an eine Lösung in diesem Buch geglaubt.
Da Emma jetzt eine relativ starke Wandlung hinter sich hat, hoffe ich für den nächsten Teil, dass die Handlung etwas weniger Roman und etwas mehr Krimi enthält.
Wer lieber einen liebevoll entwickelten Roman als einen brutalen Krimi liest, der ist hier aber sehr gut bedient.