Rezension

Zu viel Zuwenig!

Glimmernächte - Beatrix Gurian

Glimmernächte
von Beatrix Gurian

Bewertet mit 2 Sternen

Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckt habe, wusste ich, dass ich es ganz sicher lesen muss - Dänemark, märchenhafte Stimmung, eine süße Romanze und eine ordentliche Portion Mystery. Dachte ich! Denn ich bin nicht die Erste, die es sagt, und bestimmt auch nicht die Letzte - aber dieses Buch leider nicht, was es verspricht. Neben dem Zuviel an Verschwörungstheorien und Geheimbünden, ist es vor allem das Zuwenig, das mich enttäuscht. Das ist also die Liste der Eigenschaften, die dieses Buch NICHT hat...

#1 GLANZ & GLAMOUR

Okay, ich hab´s verstanden. Heldinnen müssen in Jeans und T-Shirt rumrennen, können nicht Tanzen und erleben eine Katastrophe auf ihrem ersten Ball, sie interessieren sich wenig für ihr Aussehen und verbringen ihre Zeit am liebsten draußen. Mädchen, die auf ihr Aussehen achten und gerne Kleider tragen sind grundsätzlich Zicken. Bin ich nicht einverstanden mit*, aber was soll´s. Aber selbst America passt sich dem Königshof mehr an, als Pippa ihrem neuen Zuhause! Im ganzen Buch trägt sie ZWEI Kleider! Warum spielt die Geschichte dann in einem herrschaftlichen Schloss und nicht auf dem Bauernhof?! Ich meine, come on ein wenig mehr Glitter, royale Stimmung und voluminöse Kleider wäre doch echt drinne gewesen!!!

*Verdammt, wer schreibt mir endlich die Heldin, die Mädchen sein darf, ohne als Zicke abgestempelt zu werden, die einen wundervollen und katastrophenfreien Ball erlebt, oft und gerne Kleider trägt und nicht versucht lässiger und maskuliner als die Jungs zu sein. Und nebenbei noch die Welt rettet?!

 

#2 STIMMUNG

Diese düstere Atmosphäre, das Geheimnisvolle und Bedrohliche... das will in diesem Buch einfach nicht aufkommen! Ich persönlich mache ja auch das unpassende Setting dafür verantwortlich - Dänemark ist kein Land für politisch- weitreichende Intrigen und für Glanz und Gloria. Die Hierarchien sind flach, die Leute entspannt und das Land weniger unheimlich, als für diese Geschichte angebracht. Mit Schweden hätte ich mich einrichten können, aber eigentlich wäre das ideale Setting Großbritannien oder Venedig. Und wenn wir schon beim Setting sind: Es hat mir ziemlich die Stimmung ruiniert, wie Dänemark dargestellt wird. So viele Aspekte dieses wundervollen Landes wurden verschwiegen, während gleichzeitig ein unglaublich negatives Bild aufgebaut wurde. 

Neben der misslungenen mysteriösen Stimmung ist der Autorin meiner Meinung nach auch die romantische nicht gelungen. Sämtliche Niels- Pippa- Szenen fand ich einfach nur kitschig, an den Haaren herbeigezogen und vollkommen übertrieben. Da konnte ich ja nur mit den Augen rollen! Außerdem ging mir das alles auch viel zu schnell, gerade für die Nicht- Romantikerin, die Pippa nach eigenen Worten ist.

 

#3 SPANNUNG

Ganz ehrlich? Die ersten 200 Seiten lang habe ich mich einfach nur GELANGWEILT und habe ständig mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen. Gegen Ende wurde es dann etwas besser, einen Hauch spannender, aber so richtig packen konnte mich das Buch nie. Das lag zum einen daran, dass die Autorin einen mit ihrem Schreibstil nicht aufputscht und durch die Seiten treibt, sondern man eher gemächlich dahin dümpelt und zum anderen daran, dass die Geschichte extrem vorhersehbar ist. Auch wenn man die genauen Details noch nicht wusste, erahnte man schon, wer beteiligt ist. Worauf ich, nebenbei bemerkt, auch nicht stehe, ist die Twilight- Technik, die "atemberaubendste" Stelle in den Prolog zu packen. So weiß man schon, was kommt und muss die vermeintlich spannendste Szene Wort für Wort nochmal lesen. Nöööp!

Noch dazu kam, dass mir die Nähe zu den Charakteren gefehlt hat, wodurch ich nicht mit ihnen mitfiebern konnte, sondern es mir irgendwann schlichtweg egal war, was mit ihnen so passiert.

 

#4 LOGIK

Woraus dieses Buch vor allem besteht, sind unvollständige Handlungsfäden, die nicht zusammen geführt werden. Da wird die nordische Mythologie der Wikinger eingeführt. Spielt keine Rolle mehr. Da wird eine Freundschaft zwischen Pippa und Kirsten aufgebaut. Spielt keine Rolle mehr. Da wird der Graf als Bösewicht inszeniert. Spielt keine Rolle mehr (Ich meine, sorry, der hat leider keine Zeit mehr zum Böse sein - er ist im Urlaub!) Und so weiter...

Zudem macht die Rahmenhandlung wenig Sinn und viele Logikfehler haben sich eingeschlichen. Das Ziel der Loge nehme ich ja noch hin (auch wenn das nicht besonders originell ist ^^), aber Kirsten?! Ne, das wurde mir dann doch zu einfach. Aber die größte "Unlogischkeit": Sämtliche Charaktere sprechen deutsch. Klar, die Familie Raben und Pippas Verwandte. Aber doch nicht die dänische Innenministerin und der Polizeipräsident. Verständlich ist es, dass sie mit Pippa, ihrem Bruder und ihrer Mutter deutsch reden (die Dänen, speziell in Jütland, sprechen eigentlich alle ein hervorragendes Deutsch!), aber doch nicht, wenn sie etwas vor ihnen verbergen wollen und allein sind?! Und wenn Pippa kein Dänisch spricht, wie will sie dann zur Schule gehen? Es gibt zwar deutsche Schulen, aber an der nördlichsten Spitze Dänemarks, in Skagen?!

Und dann waren da noch mehr Kleinigkeiten, auf die Manipulation bezogen, die nicht viel Sinn ergeben - Wieso hat Pippa diese Flashbacks (nebenbei, diese ständigen Zeitsprünge und Auslassungen deshalb waren EXTREM NERVIG!), was hat es mit den Runen im Bett auf sich, wie kam sie mit Rasputin zur Mörderklippe, was genau sagen die Dateien auf dem Stick aus, wieso glaubt ihre Mutter ihr am Ende so schnell, was macht Niels in Berlin, was hat es mit dem Bild auf sich und wieso hat ihre Mutter das gemalt...?! 

 

#5 ÜBERZEUGENDE CHARAKTERE

Neben meinem erwähnten Problem mit Pippas glanzloser Art, störte mich auch ihre Naivität und ihr planloses bis bescheuertes Handeln. Viel Drama wurde so künstlich erzeugt. Aber auch alle anderen Charaktere waren mir zu glatt und langweilig. Die "Bösen" waren nicht facettenreich und kontrovers, Pippas Verwandte unaufregend (ihr Bruder war ja ganz süß, aber teilweise verhielt und wurde er behandelt, als wäre er schon über 10 Jahre und dann war er wieder das absolute Kleinkind - und bei Pippa war das ähnlich ^^), die Familie Raben konnte man nicht wirklich kennenlernen, da sie keinerlei Tiefe verliehen bekamen und das Schicksal der Bediensteten wurde gegen Ende in ein paar knappen Sätzen zusammengefasst. #dankedafür

 

 

Ein paar Rezensenten schwärmen ja vom Ende des Buches... *Spielverderbermodus an* Ich fand es einfach nur lächerlich und unwahrscheinlich. Die "Rettungsaktion" lächerlich und die "Konsequenzen" für die Beteiligten, sowie Kirstens Entwicklung unwahrscheinlich. Außerdem hat mich gestört, wie die ganze Handlung in nur wenigen Sätzen abgehackt und beendet wird. Das finde ich enttäuschend - da quält man sich durch das gesamte Buch und dann hätte man auch nur die letzten drei Seiten lesen zu brauchen, um sämtliche Geheimnisse aufzudecken. #wow

Schlussendlich kann ich sagen, dass dieses Buch viel Potential gehabt hätte, das leider nicht genutzt wurde. Nach den ersten zermürbenden 200 Seiten las sich das Buch recht angenehm, obwohl auch hier nicht das ultimative Lesevergnügen aufkam.

 

 

 

Fazit:

Zu viel Verschwörungstheorie mit uninteressanten Charakteren, einem unpassenden Setting und wenig Stimmung. Es wäre so viel Potential da gewesen, das leider nicht genutzt wurde. Und so richtig Lesespaß ist auch nicht aufgekommen... schade :(

Kommentare

Ronja empfahl am 25. August 2016 um 20:51

... die vollständige Rezension:

http://marys-buecherwelten.blogspot.com/2016/08/glimmernachte.html