Rezension

Zu wenig Krimi, zu viel Politik

Perchtoldsdorfer Punsch -

Perchtoldsdorfer Punsch
von Christian Schleifer

Bewertet mit 3 Sternen

„Perchtoldsdorfer Punsch“ von Christian Schleifer, Verlag Emons, habe ich als Taschenbuch mit 320 Seiten gelesen.  Diese sind in 3 Teile und 22 Kapitel eingeteilt.

In Perchtoldsdorf wird zur Adventzeit der Pfarrer umgebracht. Angeblich wurden Ausländer dabei beobachtet. Das spielt natürlich in die Karten des Adefries, Vorsitzenden der ÖHP – der Österreichischen Heimatpartei, der mitten im Wahlkampf steckt. Ebenso ist ihm das örtliche Flüchtlingszentrum ein Dorn im Auge. Die Ex-Polizistin Charlotte, die inzwischen ein Weingut und Hotel betreibt, behält die Sache im Auge. Erst recht, als auch ihre ausländische Aushilfe in ihrem Punschstand auf dem Weihnachtsmarkt Angriffen ausgesetzt ist. Dann gibt es auch noch eine Bombendrohung.

Der Prolog mit der Ermordung des Pfarrers war das spannendste. Danach plätscherte die Handlung so dahin. Es werden viele Themen angesprochen. Hauptsächlich geht es sehr umfangreich um die Ansichten und den Wahlkampf der ÖHP, Politik im Allgemeinen und Flüchtlinge. Der neue Pfarrer ist auch noch ein Schwarzer. Der Alkoholkonsum ist auch sehr beträchtlich, sogar bei der 16jährigen Schwester Charlottes und des Polizeichefs Leo, Charlottes Cousin, der auch noch Polizeiinterna in beschaulicher Runde mit Fremden bespricht. Auch die ständige Wiederholung der Beziehung von Charlotte und Andrea und ihrer Vorlieben nervt. Von der Aufklärung des Mordes ist keine Rede.

Das Ende war dann noch etwas spannender, allerdings sehr kurz und wenig überraschend.  

Nachdem ich mich an den sprachlichen Stil gewöhnt hatte, las sich das Buch ganz gut. Und natürlich ist es richtig, dass in einem Regionalkrimi auch diese Eigenheiten der Region zum Ausdruck kommen sollen. Die Charaktere waren gut herausgearbeitet. Hauptsächlich ging es um Charlotte und ihre Arbeit auf dem Weingut, zusammen mit ihrer Familie und ihrer Partnerin. Alle zusammen haben mir sehr gut gefallen. Jeder hat seine Eigenheiten. Die Frau Mama kommt mit Charlottes sexueller Orientierung immer noch nicht klar, die Omama ist Klasse, in ihrem Alter wuselt sie noch ganz eifrig in der Küche herum und kocht für die Gäste. Auch den Herrn Papa mochte ich sehr. Charlotte ist eine eigensinnige Person, die erst handelt und dann denkt, die zu viel trinkt und mit Kater Auto fährt. Trotzdem mochte ich sie meistens. Ihre Schwester Flora ist auch sehr ungestüm und kämpferisch, somit ist sie Charlotte doch sehr ähnlich, was beide nicht glauben würden.

Interessant fand ich die Arbeit auf dem Weinberg und die Informationen zur Weinlese und Weinherstellung.

Ansonsten war von Krimi nicht viel zu merken. Eher war es ein Politik-Buch über Rechtsextremismus, Burschen- und Mädelschaften und deren Aktivitäten.