Rezension

Zu wenig Punk, zu viel Klischee

Phoenix - Tochter der Asche - Ann-Kathrin Karschnick

Phoenix - Tochter der Asche
von Ann-Kathrin Karschnick

Bewertet mit 3 Sternen

Tesla-Punk meets Fantasy meets Krimi - das kann doch eigentlich nur genial werden, wenn so ziemlich meine liebsten Genres aufeinandertreffen. Dachte ich und konnte es kaum erwarten, das Buch zwischen meine gierigen Finger zu bekommen. Und es fing auch sehr cool an. Ohne sich groß mit Erklärungen aufzuhalten (so was nervt ja gern mal) wird man in eine Handlung geworfen, in der Tavi - ein magisches Wesen, ein Phönix -, von einer Art Polizei verfolgt wird und nur knapp aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten entkommen kann. Damit hatten wir Hauptperson 1 und bekamen danach gleich die 2. Hauptperson präsentiert, Leon, einer der Männer, die für diese Art Polizei arbeiten, und der zum Schauplatz eines Mordes gerufen wird.
Es ist nicht der erste Mord dieser Art, obwohl Morde eigentlich überhaupt nicht möglich sein sollten: Die Saiwalo, Geistwesen, welche Europa beherrschen, sehen eigentlich immer alles voraus und somit hätten Morde gar nicht stattfinden dürfen/können/sollen. Wie also ist es dann doch möglich? Leon wurde so erzogen, dass er alle magischen Wesen (von den Saiwalos abgesehen, die wohl auch nicht magisch, sondern nur übernatürlich sind) als seelenlos und Verbrecher einstuft. Als ihm Tavi am Tatort auffällt, hält er sie auf und wird neugierig, als sie abrupt verschwindet und ihm dabei seine ID-Karte klaut.
Als sie wenig später wieder aufeinander treffen, wird ihm klar, dass sie ein Phönix ist, und er will sie um jeden Preis fangen, zumal er sie auch für die gesuchte Mörderin hält. Im Gegenzug will Tavi herausfinden, wer die Morde begeht, denn alle Opfer stehen mit ihr in Verbindung.
Zwischen beiden beginnt ein Katz- und Mausspiel, bei dem Leon zwar sich selbst ruinieren, jedoch er nicht nur Tavi, sondern jede Menge magischer Leben zerstören kann - und wenn man es genau betrachtet, er auch tut.

Ja, wie gesagt, grundsätzlich eine coole Idee mit der nach einem fehlgeleiteten Experiment in Trümmern liegendem Europa, das von Tesla-Technik und übernatürlichen Wesen regiert wird. Was mich jedoch gestört hat, war der manchmal plumpe Sprachstil, das Verwenden von Umgangssprache im Fließtext, das klischeehafte Ausarbeiten der Liebesgeschichte und die mangelnde Logik.
Nur ein Beispiel für Letzteres: Tavi und Leon arbeiten gezwungenermaßen zusammen und bekommen heraus, nach welchen Kriterien der Mörder seine Opfer aussucht. Ziehen sie also los und beschützen die Opfer und stellen dem Mörder eine Falle? Nein, tun sie nicht, stattdessen verlieren sie sich in Zickereien, Liebeleien und Betrügereien. Ich kann das hier nicht weiter ausloten, ohne zu spoilern, aber ich verstehe auch nicht, wie Tavi Leon nach seinem Verrat überhaupt verzeihen konnte. Oder wieso die Hexe mit den superstärksten Vorhersagen, die allein beim Berühren eines anderen sofort wusste, was der an seinem ersten Geburtstag für Schokolade gegessen hatte und an welchem Geburtstag das erste graue Haar auftauchen würde, warum also allein sie nicht schon seinen Verrat voraussehen konnte, obwohl sie sich mit ihm auf engstem Raum befand und er quasi an nichts anderes denken konnte. Solche Sachen haben mir an einigen Stellen den Lesespaß genommen.

Fazit: Konnte leider nicht ganz halten, was es versprochen hatte und müsste sich in den folgenden Bänden steigern, um der Originalität der Idee auch sprachlich und logisch gerecht zu werden.