Rezension

Zum Jubiläum überzeugend

Das Grab in den Schären -

Das Grab in den Schären
von Viveca Sten

Bewertet mit 4 Sternen

Jedes Mal, wenn von Viveca Sten ein neuer Krimiband rund um Thomas und Nora erscheint, mache ich mir immer wieder bewusst, wie viel Frust diese Reihe doch für mich bedeutet hat, gerade nach dem gelungenen Debüt, dass es doch ein Wunder ist, dass ich nun beim zehnten Buch immer noch an Bord bin. Gerade mit dem neunten Band aber, „Flucht in die Schären“ bin ich schon extrem begeistert worden. Manchmal lohnt sich Durchhalten einfach. Wie gelungen ist nun der Jubiläumsband?

Zunächst einmal finde ich es wichtig, dass die wirklich traumatischen Erlebnisse aus dem vorherigen Band für Nora noch so präsent sind. Ich finde auch die Darstellung von ihrer mentalen Gesundheit, die sich klar in einer Abwärtsspirale befindet, sehr realistisch und verständlich. Auch wenn sie sich an einigen Stellen absolut unmöglich verhält und man sie am liebsten schütteln würde, ist sie in sich völlig konsequent. Dennoch hatte ich zunächst die Befürchtung, dass wir allein ihren gesundheitlichen Zustand präsentiert bekommen, weswegen es eine wohltuende Überraschung war, dass sie doch auf ihre Art Teil der Ermittlungen wird. Natürlich war es absolut rücksichtlos, wie sie für die junge Astrid Gerechtigkeit wollte, weil sie bei Mina im Vorband so versagt hat, aber ich konnte dieses innere Bedürfnis von ihr absolut nachvollziehen. Und im Grunde hat ihr nicht ganz vernünftiger Zustand dafür gesorgt, dass sie eine geringe Hemmschwelle hatte und sich dadurch vieles getraut hat, was sonst wohl so wegen Vernunft nicht passiert wäre.

Thomas ist erneut hinter Nora eher anstehend und dennoch hat auch er seine wichtigen Anteile. Zum einen haben wir das Privatleben, das mir aber persönlich eher auf den Zeiger geht, weil es hier gefühlt nicht vorwärts noch zurück geht und er beweist wie immer bei den Ermittlungen ein wichtiges Gespür. Ich fand es aber auch richtig, wie hart er zwischendurch mit Nora ins Gericht geht und letztlich dennoch alles für sie stehen und liegen lässt. Die Freundschaft der beiden ist über all die Jahre wirklich gewachsen und ich bin so dankbar, dass man als Leser zu keinem Zeitpunkt rätseln muss, ob aus den beiden nicht mal mehr werden könnte. Die Reihe lebt im Grunde davon, dass das nicht der Fall ist.

Nun aber zum Fall selbst. Ich fand es spannend konstruiert, wie im Grunde zwei mögliche Kriminalfälle aufgemacht wurden und wie durch die Perspektiven der beiden Opfer Astrid und Siri auch stets dort alles offenbliebt. Der Band ist erzählerisch definitiv sehr geschickt und damit gelungen konstruiert. Zudem gibt es nicht nur den traditionellen Showdown zum Schluss, sondern auch zwischendurch schon, was erneut an den Band zuvor erinnert. Man merkt deutlich, dass Sten den Leser auch zwischendurch mit Paukenschlägen abholen will. Das ist für eine Krimireihe, die sogar Ermittlungsarbeit in all ihrer Langweile darstellt, definitiv ein Gewinn. Manchmal waren falsche Fährten vielleicht etwas zu deutlich platziert. So wusste man als Leser noch nicht, was wirklich passiert ist, das ist genug verschleiert worden, aber man spürte doch, hier wird es bewusst vage gehalten, um uns in die Irre zu führen.

Fazit: Ich bin froh, dass mit dem Jubiläumsband, mit „Das Grab in den Schären“ einer der besten Bände aus der Reihe geboten wird. Der Kriminalfall, der zweigeteilt ist, ist sehr geschickt dargestellt worden und hat gehörig für Spannung gesorgt. Aber auch Noras Nachwirkungen und in welche Situationen sie so gerät, auch das hat das Lesen sehr schnell vorangehen lassen.