Rezension

Zwei Seiten einer Medaille?

Die Straße ins Dunkel - Paul Mendelson

Die Straße ins Dunkel
von Paul Mendelson

Der britische Autor Paul Mendelson zeichnet in seinem zweiten Roman „Die Strasse ins Dunkel“ ein bedrückendes Bild der südafrikanischen Gesellschaft, die noch immer mit tiefgehenden Verletzungen kämpft. Mit Wunden, die nicht nur der alte, sondern auch der neue Rassismus versursacht hat. Mit Machtstrukturen, die sich zwar verschoben, aber im Kern nicht geändert haben. Mit einer Vergangenheit, die noch immer Einfluss auf die südafrikanische Gegenwart nimmt. Schwarz und weiß, zwei Seiten einer Medaille?

Die Kap-Region, eine schillernde Kulisse, aber nicht das Südafrika der Reisemagazine. Dies hat Paul Mendelson nach „Die Unschuld stirbt, das Böse lebt“ wiederum als Hintergrund für seinen zweiten Thriller mit Colonel Vaughn De Vries gewählt hat. Dieser ermittelt als Leitender in einem Mordfall, der so eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Taryn Holt, eine schwerreiche Erbin und Kunstmäzenin, wird in ihrer Villa abgeschlachtet, was für den Ermittler zwei Fragen aufwirft. Zum einen, wie der Täter die extremen Sicherheitsvorkehrungen dieser „Gated Community in bester Lage“ überwinden konnte, zum anderen natürlich die nach Täter und Motiv. Das Arrangement des Leichnams lässt ein Verbrechen aus Hass vermuten, es könnte aber ebenso mit der Art und Weise zusammenhängen, mit der Holts Vater zu dem Familienvermögen gekommen ist.

Zur gleichen Zeit treibt ein Copkiller sein Unwesen. Er tötet der Reihe nach Polizisten, die vor zwanzig Jahren gemeinsam eine schwarze Familie in den Townships ermordeten. De Vries war zwar nicht aktiv daran beteiligt, wurde aber Zeuge des Vorfalls und schwieg aus falsch verstandener Loyalität…und Angst um seine eigene Familie. Aber niemand wird verschont, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass auch De Vries für sein Schweigen zur Rechenschaft gezogen wird.

Niemand wird in Paul Mendelsons Roman verschont, der die Lügen und Widersprüche einer Gesellschaft thematisiert, die auf Ungleichheit aufgebaut ist. Ganz gleich, ob schwarz oder weiß, Unrecht ist und wird geschehen. Und das ist keine Frage der Hautfarbe. Ein Thriller über Schuld und Moral, über die Zerissenheit eines Landes und nicht zuletzt über das Streben nach Macht und deren Missbrauch. Aber auch über Veränderungen in kleinen Schritten.