Rezension

Zwei unterschiedliche Künstlercharaktere

Konzert ohne Dichter
von Klaus Modick

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Geschichte handelt von den beiden Künstlern Heinrich Vogeler und Rainer Maria Rilke. Der gebürtige Oldenburger Heinrich Vogeler malte Bilder im Jugendstil, und der gebürtige Prager Rainer (gebürtig René) Maria Rilke widmete sich seinerzeit der dichterischen Kunst. Kennengelernt haben sich beide Künstler in der Worpsweder Künstlerkolonie unweit von Bremen entfernt. Bis heute zählt Heinrich Vogeler mit seinen Bildern zu dem Typus der damaligen Künstlerkolonie. Vogeler wurde damals groß gefeiert und gelangte schnell zu einem guten Ruf unter den Jugendstilmalern.

Rainer Maria Rilke und Heinrich Vogeler freundeten sich in Worpswede an, denn immer wieder trafen sich Maler, Dichter und zahlwillige Geldgeber in der Künstlerkolonie. Teilweise gaben sie sich die Klinke in die Hand. Heinrich Vogeler heiratete Martha Vogeler, nachdem sie in anderen Umständen war. Für Vogeler bedeutete es, eine zukünftige Familie zu ernähren. Somit nahm er zahlreiche Aufträge an, die sich nur nicht auf die Malerei bezogen, sondern er illustrierte auch Bücher – unter anderem auch Gedichtbände für Rilke. Rainer Maria Rilke lebte ein freies Leben. Mal wohnte er in der Künstlerkolonie, mal reiste er nach Russland, Berlin oder zurück Manche Frauengeschichte wurde ihm nachgesagt. Er sorgte regelmäßig für Gerüchte. Seine Liebschaften unter anderem mit Lou Andreas-Salomé, Paula Modersohn-Becker oder Clara Rilke-Westhoff. Letztendlich heiratete Rilke Clara Westhoff.

Klaus Modrick verfasste mit diesem Roman zwar eine fiktive Geschichte, die aber an Werke, Tagebücher und Briefe von Rainer Maria Rilke sowie an die fragmentierten Lebenserinnerungen aus dem Werk Werden von Heinrich Vogeler angelehnt sind. Er zeichnete das Leben, die Moral und Charaktere der Protagonisten in dem Roman nach. Fraglich ist, inwieweit die Erzählung der Wahrheit entspricht. Deutlich wird auf jeden Fall die Freundschaft zwischen Rilke und Vogeler, wobei ihre Freundschaft im Laufe der Zeit Risse bekommt, denn Vogeler wird ein bodenständiger Ehemann und Vater, und Rilke bleibt mehr und mehr ein Lebemann, und verdingt sich sein Leben mit Dichtkunst. Der Autor versteht, die damalige Zeit – vor über hundert Jahren – lyrisch und unterhaltsam umzusetzen. Keinesfalls darf man hier eine lockere Lektüre erwarten, denn dieser Roman hat einen gewissen Anspruch, was er sich auch verdient hat.

Lyrik gehört nicht zu meinem alltäglich Genre von Romanen, aber hin und wieder sind anspruchsvolle Romane eine Bereicherung für das Wissen und für die Sinne. Man kann nur dazu gewinnen, nicht verlieren oder versäumen.