Rezension

Zwiegespalten

Dolfi und Marilyn
von François Saintonge

Bewertet mit 2.5 Sternen

Im Jahre 2060 ist das Klonen von Menschen möglich und die Klone berühmter, historischer Personen werden für sehr viel Geld verkauft. Durch einen Tombola-Gewinn kommt der Geschichtsprofessor Tycho Mercier in den Besitz eines Klons. Doch als Tycho diesen Klon zum ersten Mal zu Gesicht bekommt ist ihm sofort klar, dass dieser jede Menge Ärger bedeutet. Denn es ist nicht irgendein Klon, sondern die Nummer 6 der verbotenen Klonserie von Adolf Hitler. Allerdings ist er anders als das Original sanftmütig, bescheiden und unterwürfig. Und Tychos Sohn findet den Klon als Spielkamerad ganz toll. Als allerdings auch noch ein Marilyn Monroe Klon bei Tycho einzieht, wird es wirklich brenzlig, denn sie ist eine Raubkopie aus Südostasien.....

"Dolfi und Marilyn" stand schon ziemlich lange auf meiner Wunschliste. Doch ich hatte nie genug Geld übrig, um es zu kaufen. Und leider gelang es mir auch nicht rechtzeitig genug Punkte zusammen zu sparen, um es mir hier als Prämie zu holen. Das Glück war mir dann aber doch noch hold und ich ergatterte ein sehr gut erhaltenes Exemplar bei den Weißen Buchwochen. Und ich habe mich wirklich sehr darauf gefreut es zu lesen....doch jetzt bin ich wirklich sehr froh, dass ich nicht den vollen Preis zahlen musste, da mich das Buch nicht wirklich überzeugen konnte.

Zuerst zum Erzählstil. Es gibt wenig Dialoge. Die meiste Zeit folgen wir den Gedankengängen des Ich-Erzählers Tycho. Er erzählt seine Geschichte in der Vergangenheit, also nach den Ereignissen. Allerdings erinnert der ganze Stil teilweise eher an einen Bericht. Manchmal werden auch nur einige Geschehnisse direkt  hintereinander abgehandelt ohne näher darauf einzugehen. Es wird also nur gesagt, es ist das passiert und das und das. Und manchmal kam mir der Stil auch innerhalb der längeren Szenen etwas abgehackt vor. Insgesamt war der Stil farblos, etwas anstrengend und nicht wirklich unterhaltsam.

Nun zu den Figuren. Bei denen fangen wir natürlich mit dem Ich-Erzähler Tycho an. Für mich war er als Erzähler ungeeignet, weil er mir an vielen Stellen langweilig vorkam und an einigen sogar regelrecht unsympatisch. Und so war es oft echt anstrengend seinen Gedanken zu folgen. Die anderen Figuren bleiben allesamt ziemlich farblos. Über Tychos Sohn Bruno erfahren wir eigentlich nur, dass er Geschichte, Bücher und Kriegsspiele mag und das er Dolfi gerne behalten will. Phoebe, Tychos Ex-Frau, tritt eigentlich nur auf, um ihn zu nerven. Und auch die anderen Figuren haben jeder eine bestimmte Aufgabe/Rolle, aber keine wirkliche Persönlichkeit. Und die Klone sollen ja gar keine Persönlichkeit haben und formbar bleiben, so wollen die Menschen sie ja. Allerding muss ich sagen, dass mich dieses Fehlen von Persönlichkeit bei dieser Geschichte gar nicht so sehr gestört hat.....

Was an der Geschichte liegt. Denn das ganze ist ja mehr sowas wie ein Gedankenspiel.....bei dem es nicht unbedingt um den Einzelnen geht, sondern um die Gesellschaft und die Natur des Menschen. Und ich fand auch das jede Menge interessante Ansätze in der Geschichte waren....aber leider eben meistens nur Ansätze....denn Tycho fängt an über die wirklich interessanten Fragen nachzudenken....und bricht es wieder ab, bevor er wirklich ins Grübeln kommt, um sich seinen persönlicheren Gedanken zu widmen. Klar, so machen wir das alle sicher mal....lieber über das naheliegende nachdenken, als über das Unerklärliche zu philosophieren....aber es hat mich trotzdem gestört...vorallem bei seinen Ansätzen zum Thema Klone, weil einige echt interessant waren.  So zur eigentliche Geschichte muss ich sagen, dass ich alles was bis zur Flucht passiert ist, doch recht unterhaltsam fand. Aber danach dümpelt alles irgendwie so vor sich hin und alles ab der Einladung war mir etwas zu sehr auf die Spitze getrieben....das war einfach zu viel. 

Fazit: "Dolfi und Marilyn" hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen. Auf der einen Seite mag ich das ungewöhnliche an der Geschichte, das sie einem etwas zum Nachdenken serviert und die erste Hälfte, die unterhaltsam war. Auf der anderen Seite gefällt mir der Schreibstil nicht wirklich, die Hauptfigur war teilweise echt unsympatisch und die wirklich interessanten Gedankengänge dieser Figur wurden viel zu schnell wieder abgewürgt, sodass die Geschichte auch teilweise etwas halbgar wirkte. Deshalb habe ich genau die Hälfte der Sterne vergeben und keine Ahnung ob ich eine Leseempfehlung aussprechen oder lieber vom lesen abraten soll.