Rezension

Zwiespältig

Wo fahren wir hin, Papa? - Jean-Louis Fournier

Wo fahren wir hin, Papa?
von Jean-Louis Fournier

Bewertet mit 1 Sternen

Ein Vater schreibt offen und frei, ohne gesellschaftliche Konventionen zu beachten, über seine beiden behinderten Söhne. Über Freud und Leid, schöne und traurige Momente, aber vorallem über sich selbst. Er hadert, er hätte sich das Leben mit seinen Kindern anders vorgestellt, er hätte ihnen gern die Welt gezeigt, mit ihnen gespielt und gelesen. Und er verbittert offensichtlich darüber, sein Humor ist ebenso schwarz wie seine Weltsicht.

Bei mir blieb ein schales Gefühl zurück, eine unbestimmte Wut von dem Moment an, wo Fournier erwähnt, daß es eine gesunde Tochter gibt, eine mit der er das hätte erleben können, was seine Söhne ihm nicht ermöglichen konnten: Vatertagsbilder, Schulaufführungen, "Tim und Struppi" lesen... Vielleicht ist es ja eine Fehleinschätzung, aber der Eindruck war schnell da: Fournier wollte gesunde Söhne, die Tochter ist da kein Ersatz.

Das Buch ist in einzelne Abschnitte unterteilt, einzelne Schnipsel aus dem Leben von Vater und Söhnen. Das Fazit ist immer gleich, die Kinder haben nur "Stroh im Kopf", der Vater unerfüllte Wünsche, die Kinder haben so ein Leben nicht verdient, er aber auch nicht. Trotz allem aber spürt man doch, er hat sie sehr lieb und übernimmt die Verantwortung, ihr kurzes Leben bestmöglich zu gestalten.

Das Buch ist zwar schnell gelesen, aber es läßt einen nicht ganz so schnell wieder los. Es gibt genügend Stoff zum Nachdenken, Diskutieren und Überdenken und vielleicht ermuntert es ja auch andere Eltern behinderter Kinder, offen über ihre Situation zu sprechen und sonst unterdrückte Gefühle zuzulassen, in dem Wissen, es geht anderen nicht anders als ihnen....