Rezension

Zwischen Naivität und absolutem Realitätsverlust

Between the Devil and the Deep Blue Sea - April Genevieve Tucholke

Between the Devil and the Deep Blue Sea
von April Genevieve Tucholke

Violet lebt mit ihrem Zwillingsbruder Luke in einem riesigen, mittlerweile schon etwas heruntergekommenen Anwesen. Ihre Eltern sind nach Europa abgehauen und lassen die Kinder für sich selbst sorgen. Um die Haushaltskasse wieder zu füllen, beschließt Violet das Gästehaus zu vermieten. Schließlich taucht River, nicht viel älter als Violet, in dem verschlafenen Nest  Echo auf. Seit er ins Gästehaus eingezogen ist häufen sich seltsame Zwischenfälle. Violets Großmutter hatte sie schon vor dem Teufel gewarnt - aber nicht, dass er so anziehend sein könnte, wie River.

Mein Eindruck
 
Wie kann man ein Buch nur so vermurksen? "Between the Devil and the deep blue Sea" vereint so ziemlich alles in einem Jugendbuch, das mich auf die Palme bringt. Fangen wir an mit Violet. Zu Beginn fand ich sie recht vielversprechend. Von ihren Eltern hat sie die künstlerische Ader geerbt, interessiert sich für Literatur und Malerei. Auf ihren Schultern lastet aber eine große Verantwortung. Seit sich ihre Eltern berufsbedingt aus dem Staub gemacht haben, muss Violet für sich und ihren Bruder Luke sorgen. Die Zwillinge sind wie Feuer und Wasser, kaum einer Meinung und ständig im Streit.

Ein wichtiger Part des Buches ist Citizen Kane, das Anwesen der Familie White. Violets Familie stammt vom "alten Geld" ab, nur wurde das Vermögen im Laufe der Jahre verprasst. Citizen Kane ist trotzdem noch ein beeindruckendes Anwesen, riesengroß, sogar mit Tennisplätzen und einem eigenen Gästehaus. Mir hat es gefallen, wie die Autorin das Anwesen beschreibt und dadurch eine gruselige Atmosphäre schafft. Leider war es das dann auch schon. Sobald River auftaucht, dreht sich alles nur noch um ihn. Violet ist vom ersten Moment hin und weg. Anfangs konnte ich die Faszination zumindest nachvollziehen, neue Menschen in einem altbekannten kleinen Nest sind sicher immer interessant. Doch schon in kurzer Zeit entwickelt Violet eine regelrechte Abhängigkeit.
Es passt ihr gar nicht, wenn River mal einem anderen Mädchen Aufmerksamkeit schenkt. Schon nach wenigen Stunden ist sie eifersüchtig und wundert sich selbst darüber. Bereits am ersten Tag, wie könnte es anders sein, schlafen Violet und River selig nebeneinander. Dann kommen solche Kommentare, wie "Nebeneinader schlafen ist viel intimer als miteinander schlafen, auch wenn ich das nicht beurteilen kann". Sicher Violet. Ich vergleiche öfters mal Äpfel mit Birnen, ohne je eine Birne gesehen zu haben. Nach viel Nebeneinanderschlafen kommt dann noch Küssen und ganz viel Schmachten dazu. River hier, River da. Wieder und wieder stellt sie fest, dass sie eigentlich gar nichts über River weiß, weil er all ihren Fragen nur ausweicht. Und trotzdem ist sie ja so verliebt... Nicht zu vergessen natürlich, dass Violet die Erste ist, die River wirklich etwas bedeutet. Nur in ihrer Gegenwart ist er ein völlig anderer Mensch. Wie oft habe ich davon schon gelesen?!
Das könne ich ja noch alles verkraften, wenn der weitere Verlauf der Geschichte nicht gewesen wäre. Es passieren seltsame und gruselige Dinge und irgendwie ist klar, es muss mit River zusammenhängen. Violet schwankt zwischen "River ist der Größte" und "Ich hasse River". Wie ein Pendel, hin und her, heute dies, morgen das. Violets Hirn ist von vorne bis hinten vernebelt, am liebsten hätte ich ihr gerne mal eine verpasst. Schließlich ist River für Sachen verantwortlich, also ich hätte ihn vom Hof gejagt! Violet denkt kurz "Oh, das geht aber gar nicht." Doch 2 Minuten später ist es schulterzuckend wieder vergessen. Ahhh! Es stellt sich heraus, dass River Einfluss auf Violet nehmen kann, doch so dumm kann ein Mensch doch nicht sein -.-
 
Im Laufe des Buches wurde mir klar, es sind alle einfach nur total bekloppt. Statt mit gesundem Menschenverstand auf irgendetwas zu reagieren, werden abstruse Dinge für völlig normal gehalten. Leider gibt es dazu noch recht zähe Stellen, bei denen man sich fragt, wann endlich wieder etwas passiert. Erst im letzten Drittel häufen sich die Ereignisse und haben ein richtig gutes Finale parat. Tja, Anfang und Ende war so ziemlich das Einzige, das mir am Buch gefallen hat.

Fazit

Violet White ist angeblich 17 Jahre alt, verhält sich aber wie ein frisch pubertierter Teenager. Wie eine läufige Hündin hechelt sie River hinterher, ohne ihn zu kennen, wird er Mittelpunkt ihres Universums. Ruck zuck ist sie ihm erlegen und lässt ihm ALLES durchgehen. Fand ich River anfangs noch faszinierend, was später kommt GEHT EINFACH GAR NICHT! Es kann einfach nicht wahr sein, was sie erfährt und einfach schluckt. Nur ansatzweise wird ein innerer Konflikt dargestellt, bei dem Violet von Beginn an schon verloren hat. Gruselig und düster sollte das Buch sein, so wirklich kommt der Part erst im letzten Drittel. Das Finale hat mir gefallen, doch sehr viel mehr leider nicht...

Völlig abstruse, sonst allen Standards folgende Jugendbuch-Lovestory